Samstag, 20. September 2014

Wohnupdate & erste Kultureindrücke


Ich wohne in Suita, einer etwas nördlich von Osaka gelegenen Stadt, in der sich auch mein Campus befindet. Ich war echt überrascht, wie schön und modern hier die Häuser sind, wie viel Grün und wie viele Fahrradwege es gibt und dass sogar hier (und nicht nur in der Innenstadt von Osaka) alles blindengerecht ist. Ich hatte einigen von euch ja schon erzählt, dass die öffentlichen Verkehrsverbindungen meines Wohnheims zu den beiden Campi, auf denen ich Veranstaltungen habe, unpraktisch sind und die Miete im Verhältnis zur Zimmergröße viel höher ist als in den anderen Wohnheimen. Meine Überlegung, möglicherweise in ein anderes Wohnheim umzuziehen, hat sich allerdings von selbst erledigt, als ich erfahren habe, dass die Zimmer dort wirklich LEER sind (so ungefähr nur mit Bett), die Miete nur kalt angegeben war (und durch die jahreszeitlichen Temperaturunterschiede hohe Kosten für Klimaanlage & Heizung dazukommen) und die Studenten z.B. auch ihren Internetvertrag etc. selbst mit dem Anbieter schließen müssen. Ich dagegen habe alle Möbel und musste nur noch Kleinzeug kaufen, habe eine Strom/Wasser/Internet-Flatrate und sogar die Bettwäsche wird mir gestellt und gewaschen. Außerdem ist der Weg zur Bahnstation nicht ganz so weit wie es bei Google Maps aussieht bzw. laufe ich schneller? Und wahrscheinlich kaufe ich mir bald ein gebrauchtes Fahrrad, das ist hier schon ab ca. 50€ zu haben, damit sind die meisten Fahrten zur Uni abgedeckt.

Mittlerweile habe ich mein Zimmer in einen fotogeneren Zustand gebracht. Es sieht auf den Fotos gar nicht so klein aus, wie es ist, aber ich fühle mich bisher trotzdem wohl (was natürlich auch auf Allegros Anwesenheit zurückzuführen ist ^-^).

Beim gestrigen nochmals exzessiven Shopping bin ich u.a. endlich an Ordungssysteme, etliche Japanischlehrbücher und das lang ersehnte deutsch-englisch-japanische 電子辞書 (denshijisho, elektronisches Wörterbuch) gekommen. Letzteres war zwar nicht gerade billig, überrascht mich aber ständig mit neuen Funktionen, z.B. Kanjierkennung, Sprichwörter oder Aussprache und ist für dauerhaftes Japanischlernen einfach notwendig.

Mittlerweile sind es schon mindestens 10 deutsche Mädchen in meinem Wohnheim. Da hätte ich ja fast zu Hause bleiben können... Insgesamt sind wir aber ziemlich international und verstehen uns gut. Wir waren heute zu zwölft im Sumiyoshi-Taisha, einem riesigen Shinto-Schrein-Gelände, das das Schönste ist, was ich bisher in meinen drei Japanaufenthalten gesehen habe. Es ist für seine besonders steile Brücke berühmt, deren Holz-Metall-Konstruktion eine der wenigen ist, die nicht vom chinesischen Baustil beeinflusst wurden. Heute gab es dort eine besondere Verantstaltung namens Utamatsuri („Liederfest“), zu dem wir spontan eingeladen wurden, da wir weit und breit die einzigen Ausländer waren. Wir haben kostenlos dickflüssigen grünen Tee (das japanische Original aus der Teezeremonie, nicht zu vergleichen mit unserem Grüntee) und dazu eine traditionelle Süßigkeit gefüllt mit süßem Bohnenmus bekommen und durften dann an der Zeremonie teilnehmen. Da diese ein bisschen wie Allerheiligen/Allerseelen bei uns ablief und Gedenksprüche bzw. psalmenähnliche Lieder für die Verstorbenen von Shintopriestern vorgetragen wurden, woran normalerweise nur die Angehörigen teilnehmen dürfen, war es für uns ein wirklich einmaliges Erlebnis. Und wir standen überraschenderweise sogar im Mittelpunkt, denn wir wurden so oft fotografiert, umringt und gehätschelt, als ob man dort noch nie einen Ausländer gesehen hätte...





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