Dienstag, 30. September 2014

Biochemie auf Japanisch



Gestern war mein erster Arbeitstag, und ich konnte die anderen Labormitglieder kennenlernen: Außer etlichen Japanern gibt es noch einen türkischen und einen philippinischen Doktoranden. Alle waren bisher sehr nett zu mir, aber bis auf die Professoren und die ausländischen Doktoranden spricht niemand wirklich Englisch – d.h. meine biochemischen Laborerfahrungen sammle ich hier fast komplett auf Japanisch, was aber in diesen zwei Arbeitstagen erstaunlich gut geklappt hat. Ich hatte eigentlich gedacht, dass ich – ähnlich wie in Italien – im Labor Englisch und außerhalb Japanisch spreche, doch jetzt ist es andersherum! Was mich allerdings (noch?) nicht besonders stört, denn das ist die beste Sprachübung, die ich haben kann, und ich habe dadurch schon etliche neue Vokabeln gelernt.
Am ersten Tag sollte ich u.a. Insektenzellen passagieren (= verdünnen und in ein neues Gefäß geben, damit sie weiterwachsen können). An sich kann ich Zellen passagieren, aber die Insektenzellen werden auf Raumtemperatur kultiviert, was sie deutlich anfälliger für Infektionen macht als Säugetierzellen (mit denen ich vorher gearbeitet habe), sodass besondere Vorsichtsmaßen und Techniken beim sterilen Arbeiten nötig sind. Zusätzlich war auch das Equipment anders als in den Laboren zuvor, weshalb ich mich gefühlsmäßig angestellt habe wie der letzte Horst, und einer der Profs (der natürlich genau dabei zugesehen hat) meinte am Ende, dass die Zellen jetzt wahrscheinlich tot sind. Als wir heute nachgeschaut haben, waren sie das zum Glück nicht, aber die Viecher hassen mich jetzt bestimmt...
Die anderen Arbeiten (Benchwork, also verschiedenste Pipettierarbeiten, z.B. heute die DNA zur Sequenzierung vorbereiten etc.) waren dann nicht mehr so peinlich für mich, und ich wurde bisher von einer supernetten Laborassistentin betreut, die sich ständig dafür entschuldigt, dass sie kein Englisch kann, aber wie kommen wie gesagt auch ohne sprachlich gut zurecht.
Ich habe mir schon einige Protokolle für die Arbeit kopiert und will sie am Wochenende übersetzen, damit es für mich noch etwas einfacher wird. Insgesamt bin ich optimistisch für meine Arbeit hier, auch wenn es sicher sehr zeit- und arbeitsintensiv werden wird.

Und weil ich gerade keine passenden Bilder habe einfach ein bisschen Foodporn: Schokocreme-Schokostückchen-Schokobrötchen, aus derselben Bäckerei wie die Katzenbrötchen (ebenfalls mit Schokocreme gefüllt, habe ich bereits herausgefunden ^^). Wenn ich so weitermache, hab ich nach Japan Diabetes...


 

Yes, Weekend!



Am Freitag begann für mich mit der Campusorientierung in Suita der offizielle Teil meines Studiums. Diese war eine Pflichtveranstaltung für alle ausländischen Studenten der verschiedenen Austauschprogramme, und uns wurden hauptsächlich Dinge nochmal erzählt, die wir schon wussten. Aber so konnten wir zumindest neue Leute kennenlernen und mehrere Kilo Papier mit mehr oder weniger wichtigem Inhalt mit nach Hause nehmen. Vorher ging es für mich aber noch zum Kennenlerntreffen mit meinem Professor, der mir auf dem Weg zu seinem Labor zu meiner Überraschung entgegenkam, da er mich von der Veranstaltung abholen wollte. Er ist wirklich sehr nett und hat mehrmals betont, dass es für mich keinen Zwang gibt was Laborzeiten und Arbeitspensum etc. betrifft und ich v.a. ein schönes Jahr haben soll. Das hört man doch gern!

Am Wochenende gab es im Park in der Nähe einen Markt mit sehr billigem Obst- und Gemüseverkauf, wo ich gleich zugeschlagen habe, weil die Preise im Supermarkt oft exorbitant sind, und einen kleinen Flohmarkt. Daraus wollte ich am Abend gleich ein Gemüsecurry kochen, und ich stand schon mit ein paar deutschen Mädels am Herd (es sind mehrere auf meinem Stockwerk), als eine der anderen Deutschen vorbeikam und uns gebeten hat, ihr zu helfen, weil sie so furchtbare Schmerzen im Auge hat. Weil ich von allen gerade Anwesenden am meisten Japanisch konnte, habe ich beim Notrufservice für unser Wohnheim angerufen, wo mir eine Japanerin in geschörkelstem Keigo (= jap. Höflichkeitssprache, meist für Kunden und Klienten genutzt und nicht gerade einfach zu verstehen) erklärt hat, dass in Japan Sonntagnacht leider alle Augenkliniken zuhaben und sie uns auch nicht wirklich sagen kann, was wir jetzt machen sollen. Nach einigen Weiterleitungen meinte sie dann, ich soll einen Krankenwagen rufen. Da sind wir nach ca. einer halben Stunde endlich auf die Idee gekommen, einen unserer japanischen Tutoren, die mit im Wohnheim leben, um Hilfe zu bitten. Der hat für uns einen Krankenwagen gerufen und sie ins Krankenhaus begleitet. Ihr geht es wieder besser, aber wir mussten sie für die nächste Univeranstaltung entschuldigen, da sie ihr abgedunkeltes Zimmer noch nicht verlassen kann. Wir besuchen sie jeden Tag, kaufen für sie ein etc. Da zeigt sich, dass es wirklich nützlich sein kann, wenn mehrere Leute aus dem gleichen Land kommen, denn wir deutschen Mädels haben sehr gut zusammengehalten und das erste Horrorszenario „krank im Ausland“ ganz gut gemeistert!


Samstag, 27. September 2014

Kyoto, Stadt der Kultur & des Busverkehrs



Auf Kyoto habe ich mich immer besonders gefreut, da die Stadt Unmengen an Kunst & Kultur aus ihrer 1000-jährigen Zeit als Hauptstadt besitzt. Somit waren diese Woche Mittwoch und Donnerstag für eine ausgiebige Kyotobesichtigung reversiert, die am ersten Tag allerdings etwas anders lief als geplant...
Die Fahrt nach Kyoto ist von meinem Wohnort aus günstig, unkompliziert und nicht weit, von daher verlief hierbei alles planmäßig. Als mein Bruder & ich jedoch ankamen und das kleine, zentral gelegene Ikebana (= Blumensteckkunst)-Museum besichtigen wollten, zeigten sich die ersten Dis-Qualitäten unseres Reiseführers: Das Museum lag überhaupt nicht dort, wo es eingezeichnet war (es war auch nicht umgezogen ö.Ä.), und ohne die engagierte Hilfe einer Japanerin hätten wir es wahrscheinlich nie gefunden. Dann wollten wir um 14 Uhr den Kaiserpalast besichtigen und rechtzeitig vorher dort sein, um uns dafür anzumelden, doch die Führung war schon ausgebucht und wir mussten auf den nächsten Tag um 10 Uhr ausweichen. Um anschließend zur Tempelanlage Daitoku-ji zu kommen, fuhren wir ein Stück mit der U-Bahn und wollten dann eigentlich den Bus nehmen, den wir aber nicht finden konnten, da die zahlreichen Bushaltestellen auf keiner Karte eingezeichnet sind. Nach mindestens einer halben Stunde Fußweg kamen wir endlich an und waren vom ersten Tempel (Koto-in) gleich etwas enttäuscht, weil die „vielen kunsthistorischen Schätze“, die im Reiseführer beworben wurden, dort gar nicht ausgestellt sind, man aber trotzdem Eintritt zahlt. Also weiter zum Daiji-in-Tempel, an dem es vegetarisches Mönchsessen gibt – allerdings deutlich teurer, als wir erwartet hatten. Von daher probierten wir nur ein paar Snacks (die leider nur mir geschmeckt haben; zum Glück waren wir vorher bei einer billigen Bäckerei, sonst wäre für meinen Bruder das Mittagessen ganz ausgefallen) und beschlossen, vor der Rückfahrt noch den nahe gelegenen „goldenen Tempel“ Kinkaku-ji anzusehen. 
Wir konnten einen Bus finden, der dort hält, jedoch nicht direkt, sondern erst durch halb Kyoto dorthin fuhr. Als wir um 16.40 Uhr am Ziel ankamen, fing es natürlich an zu regnen, und wir bekamen gesagt, dass der Tempel um 17.20 Uhr schließt. Wir wussten nicht, wie groß das Gelände ist und wie viel Zeit wir für die Besichtigung einplanen sollten, wollten es nach unserer Odysee aber riskieren. Trotz des leichten Regens, des Zeitlimits und der Tatsache, dass der Tempel nicht wirklich golden war hat es sich gelohnt, denn Garten & Landschaft waren wirklich wunderschön und wir waren rechtzeitig wieder draußen. Da uns langsam das Bargeld ausging, wollten wir vor der Heimfahrt noch welches abheben, was aber bisher nur bei einer Bank funktioniert hat – und die hatte schon zu. Glücklicherweise konnte uns ein hilfsbereiter Japaner beschreiben, wo wir einen Geldautomaten der Bank finden, und nachdem wir erst im falschen Gebäude waren (da sich tatsächlich zwei Gebäude mit der Aufschrift „OPA“ und „OPAQUE“ gegenüberstehen) und den Schreck verdaut hatten, dass der Automat gerade repariert wird und nicht benutzbar ist, war der ATM irgendwann doch wieder einsatzbereit und wir kamen an etwas Geld. Nach all dem Stress haben wir uns mit einem Riesenstück Schokobrownie-Torte belohnt, denn das hatten wir wirklich verdient!


Der zweite Tag lief zum Glück deutlich besser, da ich mir einige Tipps von meiner japanerfahrenen Mitbewohnerin, die ein Jahr in Kyoto gelebt hatte, habe geben lassen. Der ehemalige Kaiserpalast war bei weitem nicht so prunkvoll wie unsere europäischen Schlösser, aber wie immer in Japan mit zauberhaften Gärten gesäumt, was ihn doch sehenswert macht. Danach ging es (diesmal gleich mit dem richtigen Bus in der richtigen Richtung) zum Kiyomizu-Tempel, der durch seine bewaldete Hanglage am Berg zu schweben scheint und immer eine beliebte Touristenattraktion ist; vielleicht auch, weil man dort so viele Japanerinnen (und solche, die sich dafür halten) im Kimono sehen kann?
Die Pagode, dir wir danach besichtigen wollten, hatte leider geschlossen, aber im gleichen Viertel gab es noch sehr viele traditionelle Holzhäuser, die einen Eindruck des früheren Kyotos vermittelten. In der Nähe befand sich auch eine weitere berühmte Tempelanlage, in deren Kennin-ji-Tempel ein Deckengemälde von zwei Drachen bestaunt werden konnte, das einfach atemberaubend war. 


Da Kyoto mit ca. 2000 Tempeln und Schreinen noch Einiges zu bieten hat, wird das sicher nicht mein letztes Abenteuer dort gewesen sein. Bisher bin ich aber froh, dass ich nebenan in Osaka wohne, da ich hier mit dem öffentlichen Nahverkehr deutlich besser zurechtkomme...

Freitag, 26. September 2014

Universal Studios Osaka - Top oder Flop?




Zu den größten Attraktionen in Osaka gehören die Universal Studios, die in Japan deutlich günstiger sind als in den USA (ca. 90$/70€ versus 6900Yen/50€), weshalb mein Bruder und ich uns letzten Montag dafür entschieden, zusammen mit einem Mädchen aus meinem Wohnheim hinzufahren. Es ging schon mal gut los, als wir feststellten, dass die Bahnfahrt dorthin seltsamerweise teurer zu sein scheint als die restlichen Stecken (warum wohl?), und wir uns auch noch verfahren haben, da die auf der Karte nächste U-Bahnstation in Wirklichkeit ein ganzes Stück weg liegt. Also nochmal teuer ein Stück zurückgefahren und 2x umgesteigen, bis wir endlich richtig waren, was wir auch sofort an den Menschenmassen erkennen konnten, die natürlich die gleiche Idee für einen sonnigen Brückentag hatten... Als wir um 12 Uhr mittags endlich in der Schlange an der Kasse standen, offenbarte uns mein Bruder, dass er ein 50%-Rabattangebot mitgebracht hatte, was den Eintritt auf ungefähr 25€ senkte und dabei unsere Laune deutlich anhob – was allerdings nur von kurzer Dauer sein sollte. Also rein in den Park und schnell zum Zeitticketautomaten für die Harry-Potter-Welt, bei der immer großer Andrang herrscht. Die früheste noch verfügbare Eintrittszeit lag zwar bei 19.20 Uhr, aber wir waren zumindest froh, dass wir überhaupt noch ein Ticket bekommen konnten. Da wir schon langsam hungrig wurden, schlug ich vor, dass wir vor dem Essen noch die große Achterbahn fahren, die sich über unseren Köpfen durch den Park zog. Als wie die Schlange zum Anstellen fanden, wollte ich sicherheitshalber nachfragen, wie lange man hier warten muss. Also die zuständige Mitarbeiterin auf Japanisch angesprochen, um folgende Antwort (ebenfalls auf Japanisch) zu erhalten: „Wir haben hier zwei Achterbahnen, und die Wartezeit beträgt 180 bzw. 240 Minuten.“ Mein japanisches Hörverstehen ist wohl doch noch nicht so gut, dachte ich mir, und habe zur Sicherheit nochmal auf Englisch gefragt – und dieselbe Anwort erhalten! Erstmal nix mit Achterbahn...

Als wir dann auch noch eine Übersichtsanzeige fanden, auf der zu lesen war, dass die momentane Wartezeit bei keinem Fahrgeschäft weniger als 150 min beträgt, erreichte unsere Stimmung den Tagestiefpunkt. Den teuren Eintritt gezahlt, kein Fahrgeschäft benutzbar und Harry Potter erst ab 19.20 Uhr – was machen wir jetzt? Erstmal was zu Essen finden, was für mich als Vegetarierin nicht ganz so einfach, aber zum Glück nicht unmöglich war. Wenigstens war das überteuerte Essen in der Jurassic Park World ziemlich lecker.
Dann entschieden wir uns, es beim 4D-Kino zu versuchen, bei dem die Wartezeit mit nur 40 min ausgeschrieben war. Es ging auch zügiger als gedacht, doch als wir zum „Wartezeitunterhaltungs-Vorfilm“ hineingelassen wurden, wurde uns klar, dass wir nicht wie geplant bei einem Shrek-Kurzfilm anstanden, sondern der Sesamstraße! Dafür, dass es nicht unser Wunschfilm war und wir inhaltlich nicht viel verstanden haben, war es aber ganz OK. 

Um den Tag irgendwie sinnvoll rumzubringen beschlossen wir, uns 150 min beim preisgekrönten Spiderman-Ride anzustellen. Da entdeckten wir zufällig eine weitere, kürzere (!) Schlange für „Single Rider“, mit der die Wägen aufgefüllt werden, wenn keine Gruppen passender Größe da sind. Wir hatten Glück und mussten nur ca. 30 min warten, und die Fahrt war richtig cool, da viel mit Projektionen, 3D-Technik, echtem Feuer, Wasser und viel Oben-Unten-Bewegung im Raum gearbeitet wurde. Von unserem Erflog beflügelt, versuchten wir es genauso bei der nächsten Attraktion, einer Bootsfahrt mit Angriffen des Weißen Hais, und mussten sogar nur 10 min warten. Leider klappte dieser Kunstgriff bei den anfangs erwähnten Achterbahnen später nicht mehr, sodass wir nach 90 min Anstehen aufgaben und uns zur Harry-Potter-Welt aufmachten. Die war auch das wirkliche Highlight im Park, und beim Anstehen am zum besten Fahrgeschäft der Welt gekührten „Harry Potter and the forbidden journey“ in der längsten Schlange meines Lebens wurden wir durch ein detailgetreu nachgebautes Hogwarts geführt, inklusive sprechendem Hut, Dumbledores Büro, lebendigen Gemälden etc. – wieder mit vielen Projektionen, aber sehr gut gemacht. Daher fühlte sich das Anstehen auch gar nicht so lange an, und wir konnten kaum glauben, wie schnell wir am Ziel waren. Was dann kam, verdient wirklich seine Auszeichnung: Es war eine Mischung aus Abenteuern der ersten 4 Harry-Potter-Bände mit erstaunlich echt wirkenden Kulissen und hochauflösenden Projektionen, mit einem feuerspeienden Drachen, Dementoren, Quidditch und leider auch Riesenspinnen. Die ca. zweiminütige Fahrt war die vorherigen Strapazen wirklich wert!

Insgesamt war ich enttäuscht, dass die Universal Studios eher eine Verkaufsveranstaltung mit ein paar vereinzelten Attraktionen sind, für die man auch noch krass überteuerten Eintritt bezahlen muss. Wenn man aber in ein Fahrgeschäft reinkommt, wird einem definitv mehr geboten als in anderen Freizeitparks. Von daher kann ich den Park nur eingeschränkt weiterempfehlen, aber wessen Lebensziel es ist, möglichst viel aus der Harry-Potter-Welt orginalgetreu zu sehen, der wird dort bestimmt glücklich.

Samstag, 20. September 2014

Wohnupdate & erste Kultureindrücke


Ich wohne in Suita, einer etwas nördlich von Osaka gelegenen Stadt, in der sich auch mein Campus befindet. Ich war echt überrascht, wie schön und modern hier die Häuser sind, wie viel Grün und wie viele Fahrradwege es gibt und dass sogar hier (und nicht nur in der Innenstadt von Osaka) alles blindengerecht ist. Ich hatte einigen von euch ja schon erzählt, dass die öffentlichen Verkehrsverbindungen meines Wohnheims zu den beiden Campi, auf denen ich Veranstaltungen habe, unpraktisch sind und die Miete im Verhältnis zur Zimmergröße viel höher ist als in den anderen Wohnheimen. Meine Überlegung, möglicherweise in ein anderes Wohnheim umzuziehen, hat sich allerdings von selbst erledigt, als ich erfahren habe, dass die Zimmer dort wirklich LEER sind (so ungefähr nur mit Bett), die Miete nur kalt angegeben war (und durch die jahreszeitlichen Temperaturunterschiede hohe Kosten für Klimaanlage & Heizung dazukommen) und die Studenten z.B. auch ihren Internetvertrag etc. selbst mit dem Anbieter schließen müssen. Ich dagegen habe alle Möbel und musste nur noch Kleinzeug kaufen, habe eine Strom/Wasser/Internet-Flatrate und sogar die Bettwäsche wird mir gestellt und gewaschen. Außerdem ist der Weg zur Bahnstation nicht ganz so weit wie es bei Google Maps aussieht bzw. laufe ich schneller? Und wahrscheinlich kaufe ich mir bald ein gebrauchtes Fahrrad, das ist hier schon ab ca. 50€ zu haben, damit sind die meisten Fahrten zur Uni abgedeckt.

Mittlerweile habe ich mein Zimmer in einen fotogeneren Zustand gebracht. Es sieht auf den Fotos gar nicht so klein aus, wie es ist, aber ich fühle mich bisher trotzdem wohl (was natürlich auch auf Allegros Anwesenheit zurückzuführen ist ^-^).

Beim gestrigen nochmals exzessiven Shopping bin ich u.a. endlich an Ordungssysteme, etliche Japanischlehrbücher und das lang ersehnte deutsch-englisch-japanische 電子辞書 (denshijisho, elektronisches Wörterbuch) gekommen. Letzteres war zwar nicht gerade billig, überrascht mich aber ständig mit neuen Funktionen, z.B. Kanjierkennung, Sprichwörter oder Aussprache und ist für dauerhaftes Japanischlernen einfach notwendig.

Mittlerweile sind es schon mindestens 10 deutsche Mädchen in meinem Wohnheim. Da hätte ich ja fast zu Hause bleiben können... Insgesamt sind wir aber ziemlich international und verstehen uns gut. Wir waren heute zu zwölft im Sumiyoshi-Taisha, einem riesigen Shinto-Schrein-Gelände, das das Schönste ist, was ich bisher in meinen drei Japanaufenthalten gesehen habe. Es ist für seine besonders steile Brücke berühmt, deren Holz-Metall-Konstruktion eine der wenigen ist, die nicht vom chinesischen Baustil beeinflusst wurden. Heute gab es dort eine besondere Verantstaltung namens Utamatsuri („Liederfest“), zu dem wir spontan eingeladen wurden, da wir weit und breit die einzigen Ausländer waren. Wir haben kostenlos dickflüssigen grünen Tee (das japanische Original aus der Teezeremonie, nicht zu vergleichen mit unserem Grüntee) und dazu eine traditionelle Süßigkeit gefüllt mit süßem Bohnenmus bekommen und durften dann an der Zeremonie teilnehmen. Da diese ein bisschen wie Allerheiligen/Allerseelen bei uns ablief und Gedenksprüche bzw. psalmenähnliche Lieder für die Verstorbenen von Shintopriestern vorgetragen wurden, woran normalerweise nur die Angehörigen teilnehmen dürfen, war es für uns ein wirklich einmaliges Erlebnis. Und wir standen überraschenderweise sogar im Mittelpunkt, denn wir wurden so oft fotografiert, umringt und gehätschelt, als ob man dort noch nie einen Ausländer gesehen hätte...





Donnerstag, 18. September 2014

Das Abenteuer beginnt!

Nach ungefähr 30 Stunden auf den Beinen und zum Glück ohne größere Flugturbulenzen sind mein Bruder und ich am Dienstagabend im Hotel in Osaka angekommen, wo wir einen ersten (Über-)Blick über die Stadt gewinnen konnte. Am nächsten Morgen war der Jetlag einigermaßen beseitigt und ich konnte in mein Wohnheim einziehen. Ich wusste ja, dass es nur 8.1 m² sind, und habe das Schlimmste erwartet, aber so furchtbar klein kommt es mir mittlerweile gar nicht mehr vor (Bild folgt, sobald ich aufgeräumt habe...). Einzig die lichtdurchlässigen Vorhänge und der Geräuschpegel meines Kühlschranks sind mir noch ein Dorn im Auge bzw. Ohr, aber ich habe bereits Stoff zum Abhängen des Fensters gekauft und bin immer mit Oropax ausgestattet ;-) Leider darf auch kein Gast mein Zimmer betreten und schon gar nicht dort übernachten, aber das sind Standardregeln in Japan. Mehr gewundert hat mich dagegen, dass man trotz geschlechtergetrennten Stockwerken nicht in Schlafanzug oder Unterwäsche über den Gang laufen darf...

Nachdem ich festgestellt hatte, dass alle meine sorgsam ausgewählten japanischen Adapter hier unbrauchbar sind und ich gefühlte 1000 Dokumente in Beamtenjapanisch vor mir liegen sah, die am besten alle schon vorgestern ausgefüllt und abgegeben sein sollten, hatte ich zwar ein kurzes Tief, aber mein Bruder und eine nette, japanerfahrene Deutsche aus meinem Wohnheim konnten mich glücklicherweise wieder aufmuntern.
Heute waren wir im südlichen Stadtviertel Namba, das voller Geschäfte, Restaurants und Touristen ist, und haben u.a. einen in Osaka ziemlich berühmten Käsekuchen ("Rikuro's Cheesecake") gegessen, der der Konsistenz nach zu 90% aus Eischnee bestand und damit nicht so sehr unserem typisch deutschen Käsekuchen ähnelt, aber trotzdem ziemlich lecker geschmeckt hat (das Bild ist nicht von mir, da er schon weg war, als mir die Idee mit dem Foto kam...).

Beim Thema Essen muss ich auch noch unbedingt ein Bild zeigen, dass ich heute in einer Bäckerei gemacht habe:

Hab davon noch nichts probiert, aber die Katzen stehen auf meiner To-eat-Liste...
Außer dem leckeren Essen und den japanischen Japanern, die Japanisch sprechen, gefällt mir momentan besonders gut, dass ich beinahe reuelos shoppen gehen kann, denn "ich hab ja nix da" und es gibt die guten & berüchtigten100 Yen-Shops ^.^
Insgesamt gefällt es mir hier bisher, die Leute aus meinem Wohnheim (zwar eigentlich gemischtgeschlechtlich, faktisch aber fast nur Mädchen?!) sind ganz nett und wir sprechen viel Japanisch. Interessanterweise gibt es hier schon mindestens 6 Deutsche, womit wir meines Wissens die meistvertretene Nation sind. Ich treff normalerweise nur ungern andere Deutsche im Ausland (sonst hätt ich ja daheim bleiben können), aber es kann auch mal ganz praktisch und angenehm sein, mal nicht in einer Fremdsprache reden zu müssen.
Morgen wird es für mich einen Ämtermarathon geben, aber dann ist hoffentlich alles Wichtige für's Erste erledigt und ich kann mich etwas mehr inhaltlich auf mein Praktikum vorbereiten - da gibt es noch Einiges zu tun...