Um
den Rangunterschied zwischen den Puppenspielern zu verdeutlichen, ist nur der
Älteste Spieler sichtbar, die anderen stehen meist geduckt, komplett schwarz
gekleidet und tragen sogar eine Kappe, die nicht mal die Augen zeigt (die
einzig mögliche Steigerung zur Burka ^-^ ), was ihr Erscheinen ganz schön
seltsam macht. Weiterhin ist der Älteste durch extrem hohe Plateausandalen
ofterhöht, aber das hat vor allem praktische Gründe für die Sichtbarkeit der Puppe
auf der Bühne.
Leider
war das Filmen und Fotografieren während der Vorstellung verboten, weshalb ich
mich hier an Bildern aus dem Internet bedienen muss. Die Puppen und Kulissen
waren sehr schön gestaltet, und es gibt zu jeder Szene einen anderen Rezitator
(die Spieler selbst sprechen nicht) und einen Shamisen-Spieler (altes
japanisches Seiteninstrument). Da die Rezitation der Geschichte mit einer sehr
gewöhnungsbedürftigen Stimmlage und in historischem Japanisch aus der Edo-Zeit
(ca. 1600-1868) durchgeführt wird, war ich froh, dass es einen englischsprachigen
Audioguide dazu gab, der das Geschehen erklärt und kulturelle sowie
gesellschaftliche Hintergrundinformationen geliefert hat. Für Westler ist
nämlich auch der ideelle Hintergrund schwer verständlich. So musste z.B. eine
geschiedene oder verwitwete Frau bei Neuheirat ihre Kinder aus der früheren Ehe
komplett aufgeben, und in dem Stück gab es u.a. einen Monolog von einer Frau,
die sich selbst für barbarisch & animalisch hielt, da sie ihrem Sohn aus
erster Ehe half, anstatt ihn den Gesetzeshütern auszuliefern. Oder die
betrogene Ehefrau, die der Geliebten ihres Mannes auf der Flucht Unterkunft
gewährt, aber ihm nicht, und sich selbst die Schuld gibt, dass ihr Mann eine
Kurtisane hat, weil sie nicht schön genug und zu langweilig sei...
Das
Stück ging am Ende (= nach ca. 4 Stunden) doch noch gut aus, was relativ selten
ist, denn normalerweise gibt es mindestens einen Ehren-, Liebessuizid oder
beides. Es war insgesamt sehr interessant, aber ich glaube, ich schau mir erst
noch ein paar andere traditionelle Theaterformen wie Nô oder Kabuki an...


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