Samstag, 13. Dezember 2014

Essen, essen, Sightseeing...




Letztes Wochenende hatte das OUSSEP-Programm (= Austauschstudenten machen Vorlesungen in Englisch) einen 2-tägigen Ausflug nach Hiroshima, und wir FrontierLab-Leute (= Laborprogramm) durften natürlich nicht teilnehmen – wie immer. Also haben wir uns zu fünft zusammengetan und einen „FrontierLab-Gegenausflug“ organisiert. Stadt ins 5 Busstunden entfernte Hiroshima sind wir fünf ca. 3 Stunden mit dem Zug nach Ise gefahren, wo der wichtigste und mit 6 Millionen Besuchern pro Jahr (= fast 16.500 Besucher pro Tag) meistbesuchte Schrein Japans steht. Im dortigen Hauptschrein wird die Sonnengöttin Amaterasu verehrt, die höchste Shinto-Gottheit; von ihr soll auch das japanische Kaiserhaus abstammen. Da die meisten Besucher in der Zeit um Neujahr zum Beten kommen, fanden wir die Gelegenheit vor dem großen Andrang günstig.

Das Gedränge war zwar trotzdem groß, aber nicht so schlimm wie erwartet. Insgesamt hatte ich mir den Schrein allerdings spektakulärer vorgestellt, doch es ist ein nahezu schmuckloser Bau aus hellem Holz, der ein bisschen an ein Wikingerhaus erinnert ^-^ Zur Verehrung der Göttin gehört, dass zweimal täglich geweihtes Essen zu ihrem Schrein transportiert wird, wo wir auch zufällig vorbeikamen und gleich zum Tragen miteingespannt wurden... War sehr lustig, aber der Holzbalken auf der Schulter war ganz schön hart & schwer. Dann gab es noch eine große Foto-Session – die Träger wollten sich unbedingt mit uns fotografieren lassen; vielleicht kommen nicht so viele Ausländer dorthin? 

Im Rest der Stadt gibt es nämlich nicht besonders viel zu sehen, und außer der Souvenirstraße, die zum äußeren Schrein führt, ist sie auch nicht sonderlich schön. Die Läden dort sind wie der Schrein aus sehr hellem, fast gelblichen Holz, was in Japan sehr ungewöhnlich ist, da man traditionell viel dunkles Holz benutzt. Das gab der Innenstadt eine irgendwie unwirkliche Atmosphäre, so als wären die Geschäfte gestern erst errichtet worden. Ich weiß allerdings nicht, ob das dunkle Holz vielleicht anfangs auch so hell war und im Laufe der Zeit durch die Witterung dunkel wird, oder ob es wirklich eine andere Art ist. Der Schrein und die Gebäude drumherum werden nämlich in einem bestimmten Turnus direkt nebenan neu aufgebaut und dann die alten abgerissen – auch das gehört zur Verehrung der Göttin. Der Hauptschrein wurde erst 2013 erneuert, weshalb er natürlich anders aussieht als die Tempel und Schreine, die man sonst so sieht.
Nach der Schreinbesichtigung sind wir noch eine Weile durch die im traditionellen Stil gehaltene Touristen-Einkaufsstraße geschlendert, wo wir zu Mittag schon die genial leckeren lokalen Ise-Udon gegessen hatten. Sie waren vom Restaurant selbst hergestellt und deshalb noch viel besser als sonst, und auch die dunkle (zum Glück einigermaßen vegetarische) Brühe, in der die Nudeln hier gekocht werden, war wirklich gut. An den Straßenständen und in den Souvenirläden konnte man eine Unmenge an Leckereien probieren, und jeder von uns hat sein Essenspektrum enorm erweitert :-) Da der Tag richtig kalt war und es langsam dunkel wurde, entschieden wir uns für einen Abstecher ins öffentliche Bad (unser Hostel hatte nur Toiletten), Abendessen und dann eine Runde Karaoke. Es war wirklich ein perfekter Abend!

Am nächsten Tag besichtigten wir noch den kleineren äußeren Schrein, der zu einer Dienergottheit von Amaterasu gehört, sowie ein unbekannteres Dorf am Meer, dessen Attraktion zwei aus dem Meer ragende, mit einem Seil verbundene Felsen darstellt. Gegenüber stand auch ein hübscher Schrein, aber wir wollten v.a. den Pazifik sehen. Zwei mutige Briten und ein Däne haben sich sogar ein Stück hineingewagt, doch bei 5°C hatte ich nicht wirklich Lust auf ein Fußbad... 

Zurück in Ise haben wir im selbsternannten „berühmtesten Restaurant Japans“ gespeist, das glücklicherweise auch zwei vegetarische Menüs bestehend aus vielen kleinen Gerichten hatte. Das Sushi war wirklich unglaublich gut, aber es gab auch Dinge, die mir nicht so geschmeckt haben, allen voran unglaublich glibberige Algen mit Inger und Zitrone in Essig... Es war alles in allem wirklich ein tolles Wochenende!





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