| Das Epizentrum der Atombombe |
| Miniatur-Dejima auf Dejima |
Nagasaki
ist bei uns im Westen leider hauptsächlich für ihr trauriges Schicksal im 2.
Weltkrieg bekannt, obwohl sie in der japanischen Geschichte als Hafen- und
Handelsstadt eine jahrhundertelange Schlüsselrolle innehatte. Auf der kleinen
künstlichen Insel Dejima im Hafen Nagasakis war während der gesamten Edo-Zeit
(Anfang 17. bis Mitte 19. Jahrhundert) der
einzige Ort, an dem sich Europäer in
Japan aufhalten durften – und das auch nur zu Handelszwecken, und theoretisch
nur Holländer. Trotz der Isolation entwickelte sich ein reger Austausch
zwischen japanischer und europäischer Kultur, und die Japaner übernahmen v.a.
medizinische Kenntnisse aus dem Westen, während die Europäer Wissen über
asiatische Philosophie, Religion und natürlich die teuren und begehrten
Lackwaren sammelten. | Die neue Urakami-Kirche |
Heute
ist Nagasaki eine sehr schöne und interessante Stadt mit vielen
Sehenswürdigkeiten, allem voran die Ausstellungen über den Abwurf der Atombombe
und Zerstörung der Stadt am 9. August 1945. Nagasaki war wegen schlechten
Wetters eigentlich nur ein Ersatzziel für den Abwurf, und da auch dort starke
Bewölkung genaues Zielen erschwerte, verfehlte die Bombe die anvisierte
Waffenfabrik und traf stattdessen den nördlichen Vorort Urakami, wo mit der
Explosion die halbe Stadt, die größte Kirche Asiens und dreiviertel der größten
christlichen Gemeinde Japans ausgelöscht wurden. Neben den 74.000 Menschen, die
durch die Explosion starben, erlag in der Folgezeit noch einmal die ungefähr
gleiche Zahl ihren Verletzungen und Strahlenschäden, was mehr als der Hälfte
der damaligen Einwohnerzahl von 240.000 entspricht.
| Eingang des Friedensparks |
Diese
selbst schon grausamen Zahlen werden im Atombombenmuseum nochmal mit
schrecklichen Bildern, Trümmern und Erfahrungsberichten untermalt. Die
Ausstellung hat mich ziemlich mitgenommen, denn es werden z.B. auch Bilder
gezeigt, die man wegen ihrer Heftigkeit in Deutschland wahrscheinlich in eine
separate „Erwachsenenabteilung“ einordnen würde, beispielsweise krasse
Fleischwunden, verbrannte Babyleichen etc. Am Ende der Austellung werden noch
die Entwicklung der Atombombe sowie sehr interessante Zahlen und Fakten zu
heutigen Atommächten und Atomtests präsentiert, und es wird gezielt für atomare
Abrüstung geworben, um die Wiederholung eines solchen Schreckensszenarios wie
in Hiroshima und Nagasaki zu verhindern. Im Friedenspark in der Nähe kann man
dann zur Erholung etliche Monumente und Skulpturen bewundern, die zum Frieden
mahnen sollen und Völkerverständigung propagieren. Interessanterweise befand
sich unter den von anderen Staaten an die Stadt Nagasaki geschenkten Stücken
eine Skulptur aus der DDR, nicht aber aus der BRD...
| Shofuku-ji |
In der Stadt selbst haben wir einige schöne Tempel und Schreine gefunden, wobei für mich der Shofuku-ji der interessanteste war, da er bereits aus dem 17. Jahrhundert stammt, kaum restauriert worden zu sein scheint und dementsprechend etwas verfallen aussieht, was bei mir zusammen mit dem wilden, dschungelartigen Garten Erinnerungen an das Computerspiel Tomb Raider hervorruft. Ungefähr so stelle ich mir Tempel im Urwald von Südostasien vor... Weiterhin ist der Fukusai-ji Kannon ein ganz besonderer Tempel, da dort die Glücksgöttin Kannon auf einer das Hauptgebäude bildenden Schildkröte steht.
| Fukusai-ji Kannon |
Dejima haben wir natürlich ebenfalls besichtigt, dass aber leider bereits am Schließen war, als wir ankamen. Zumindest von außen konnten wir noch alles sehen, und weitreichende Informationen zum Leben auf Dejima hatten wir uns schon vorher im sehr empfehlenswerten Geschichts- und Kulturmuseum eingeholt.
Auch
wenn sich die Stadt durch ihre Lage auf der Nordwest-Halbinsel etwas abseits
der restlichen größeren Städte Kyushus befindet und das Atombombenmuseum nichts
für sensible Gemüter ist, war Nagasaki ein wirkliches Highlight für uns, das
wir jedem Kyushu-Touristen empfehlen können.
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