Sonntag, 3. Mai 2015

Nagasaki, die traurige Schönheit


Das Epizentrum der Atombombe    




Miniatur-Dejima auf Dejima
Nagasaki ist bei uns im Westen leider hauptsächlich für ihr trauriges Schicksal im 2. Weltkrieg bekannt, obwohl sie in der japanischen Geschichte als Hafen- und Handelsstadt eine jahrhundertelange Schlüsselrolle innehatte. Auf der kleinen künstlichen Insel Dejima im Hafen Nagasakis war während der gesamten Edo-Zeit (Anfang 17. bis Mitte 19. Jahrhundert) der
einzige Ort, an dem sich Europäer in Japan aufhalten durften – und das auch nur zu Handelszwecken, und theoretisch nur Holländer. Trotz der Isolation entwickelte sich ein reger Austausch zwischen japanischer und europäischer Kultur, und die Japaner übernahmen v.a. medizinische Kenntnisse aus dem Westen, während die Europäer Wissen über asiatische Philosophie, Religion und natürlich die teuren und begehrten Lackwaren sammelten.
Die neue Urakami-Kirche
Heute ist Nagasaki eine sehr schöne und interessante Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten, allem voran die Ausstellungen über den Abwurf der Atombombe und Zerstörung der Stadt am 9. August 1945. Nagasaki war wegen schlechten Wetters eigentlich nur ein Ersatzziel für den Abwurf, und da auch dort starke Bewölkung genaues Zielen erschwerte, verfehlte die Bombe die anvisierte Waffenfabrik und traf stattdessen den nördlichen Vorort Urakami, wo mit der Explosion die halbe Stadt, die größte Kirche Asiens und dreiviertel der größten christlichen Gemeinde Japans ausgelöscht wurden. Neben den 74.000 Menschen, die durch die Explosion starben, erlag in der Folgezeit noch einmal die ungefähr gleiche Zahl ihren Verletzungen und Strahlenschäden, was mehr als der Hälfte der damaligen Einwohnerzahl von 240.000 entspricht.
Eingang des Friedensparks
Diese selbst schon grausamen Zahlen werden im Atombombenmuseum nochmal mit schrecklichen Bildern, Trümmern und Erfahrungsberichten untermalt. Die Ausstellung hat mich ziemlich mitgenommen, denn es werden z.B. auch Bilder gezeigt, die man wegen ihrer Heftigkeit in Deutschland wahrscheinlich in eine separate „Erwachsenenabteilung“ einordnen würde, beispielsweise krasse Fleischwunden, verbrannte Babyleichen etc. Am Ende der Austellung werden noch die Entwicklung der Atombombe sowie sehr interessante Zahlen und Fakten zu heutigen Atommächten und Atomtests präsentiert, und es wird gezielt für atomare Abrüstung geworben, um die Wiederholung eines solchen Schreckensszenarios wie in Hiroshima und Nagasaki zu verhindern. Im Friedenspark in der Nähe kann man dann zur Erholung etliche Monumente und Skulpturen bewundern, die zum Frieden mahnen sollen und Völkerverständigung propagieren. Interessanterweise befand sich unter den von anderen Staaten an die Stadt Nagasaki geschenkten Stücken eine Skulptur aus der DDR, nicht aber aus der BRD...

Shofuku-ji
In der Stadt selbst haben wir einige schöne Tempel und Schreine gefunden, wobei für mich der Shofuku-ji der interessanteste war, da er bereits aus dem 17. Jahrhundert stammt, kaum restauriert worden zu sein scheint und dementsprechend etwas verfallen aussieht, was bei mir zusammen mit dem wilden, dschungelartigen Garten Erinnerungen an das Computerspiel Tomb Raider hervorruft. Ungefähr so stelle ich mir Tempel im Urwald von Südostasien vor... Weiterhin ist der Fukusai-ji Kannon ein ganz besonderer Tempel, da dort die Glücksgöttin Kannon auf einer das Hauptgebäude bildenden Schildkröte steht. 

Fukusai-ji Kannon

Dejima haben wir natürlich ebenfalls besichtigt, dass aber leider bereits am Schließen war, als wir ankamen. Zumindest von außen konnten wir noch alles sehen, und weitreichende Informationen zum Leben auf Dejima hatten wir uns schon vorher im sehr empfehlenswerten Geschichts- und Kulturmuseum eingeholt.

Auch wenn sich die Stadt durch ihre Lage auf der Nordwest-Halbinsel etwas abseits der restlichen größeren Städte Kyushus befindet und das Atombombenmuseum nichts für sensible Gemüter ist, war Nagasaki ein wirkliches Highlight für uns, das wir jedem Kyushu-Touristen empfehlen können.

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