Sonntag, 24. Mai 2015

Es blüht der Hibiskus auf Ishigaki


Die Bucht von Kabira

Vom Touristentroubel in Naha haben wir uns als letzte Station der Reise ins weitere 300km südliche Ishigaki begeben, um nochmal in Ruhe japanisches Südseefeeling erleben zu können. Über 1500 km von Osaka erwartete uns ein kleines Paradies, wieder mit hübschem Flughafen, überall Palmen, überall kristallklarem blauem Meer und geradezu leuchtend blühenden Blumen! Ich glaube die Hälfte meiner Bilder aus Ishigaki sind nur Blumenbilder, und ich hatte stets das Gefühl, noch nie in meinem Leben so schöne Pflanzen gesehen zu haben.Vor allem durch den Hibiskus fühlt man sich wie auf Hawai.

Da blüht er, der Hibiskus

Wir übernachteten in einer kleinen, aber sehr gemütlichen und internationalen Herberge in Kabira, einer Stadt (gefühlt aber eher Dorf) ganz im Nordwesten der Insel, die für die wunderschöne Bucht von Kabira (das beste Postkartenmotiv von Ishigaki) bekannt ist. Dort war alles in ein paar Minuten per Fuß zu erreichen, und mit dem Fahrrad konnte man Ausflüge zu verschiedenen nahe gelegenen Stränden machen. Mein Lieblingsziel war jedoch die kleine Bäckerei, die mehrmals täglich frisches, unglaublich leckeres Gebäck in allen Variationen hatte :-)

Auch wenn wir es auf Ishigaki insgesamt etwas gemütlicher angehen ließen, hatten wir vorab ein spannendes Programm gebucht, bestehend aus Trekking auf der fast unerschlossenen Nachbarinsel Iriomote und einem weiteren Tauchtag. Am Hafen von Iriomote wurden wir von unserem Guide abgeholt und zum Treffpunkt gebracht, wo sich die kleine Gruppe kajak- und trekkingtauglich herrichtete, bevor wir unsere Flussfahrt starteten. Mit den Kajaks ging es eine Weile den mangrovengesäumten Fluss entlang, bis wir den Startpunkt der Trekkingtour erreicht hatten. Ich muss gestehen, dass ich eher eine Art gemütliches Wandern auf befestigten Wegen erwartet hatte, weil dies bei den meisten japanischen Touristenattraktionen der Fall ist, aber das hier war echtes Gelände! Es gab zwar ab und zu Seile zum Festhalten, aber die meiste Zeit war es ein Rumstolpern zwischen Wurzeln und Matsch, denn es regnete leider den ganzen Tag. 

Das Ziel unserer Trekkingtour auf Iriomote
An unserem Ziel, dem Sangara-Wasserfall, den man an der Rückseite durchqueren konnte, gab es Bento (= mitgebrachtes Mittagessen) für alle und eine ausgiebige Fotopause, bevor es zurück zu den Kajaks und auch zurück nach Hause ging. Es war alles in allem ein toller Ausflug, dessen Ende ich aber leider nicht so genießen konnte, da ich außer meinem Bikini keinerlei Wechselkleidung dabeihatte – ich hatte nicht erwartet, trotz Regenmantel komplett durchnässt zu werden, und durch den Regen hatte zudem auch die Außentemperatur abgenommen, was Lufttrocknen unmöglich machte. Glücklicherweise konnte ich am Hafen eine stark reduzierte lange Herren-Badeshorts (lacht nicht! Das war mir in dem Moment egal) erstehen, sodass ich zumindest teilweise in trockene Kleidung wechseln konnte, sonst wäre ich auf der Rückfahrt bei gefühlt nur 15 Grad in der Fähre wahrscheinlich erfroren...

Ein versteckter Strand

Zum zweiten Tauchgang kann ich nur sagen, dass ich froh war, schon eine Einführung gehabt zu haben, denn auf Ishigaki ging es deutlich schneller voran und ich musste auch rückwärts kopfüber ins Wasser, wie man es immer in Filmen sieht. Dafür hatten wir einen Tauchgang an einer Stelle, an der häufig Mantas von 3-4m Spannweite zum von kleineren Fischen „geputzt werden“ vorbeikommen. Wir konnten tatsächlich auch einen Manta sehen, und ich war sehr beeindruckt, wie groß die Tiere sind. Alles in allem eine super Zeit auf Ishigaki.

Mit nur einem weiteren Tag in Kyoto und Osaka ging so unser schöner Urlaub zu Ende, aber es werden natürlich noch etliche weitere Berichte meiner Abenteuer hier in Kansai folgen!

Sonne, Strand und Schnorcheln in Okinawa



Nach einer durch eine fiese Augeninfektion bedingten Schreibpause melde ich mich zurück mit meinen Erlebnissen in Okinawa.
 
Das Shuri-Schloss aus der Ryukyu-Kultur

Die Vorfreude auf die suptropischen Inseln wurde leider am Abflugtag etwas getrübt, als uns die Airline Peach am Flughafen verkündete, dass unser Flug wegen Wartungsarbeiten ersatzlos gestrichen wurde und wir ja zwei Tage später fliegen könnten – was bei nur 3 Tagen auf der Hauptinsel und bereits gebuchten Aktivitäten ziemlich witzlos war. Also blieb uns nichts anderes übrig, als spontan einen deutlich teureren Flug einer anderen Airline für den nächsten Morgen zu buchen und uns in eine Jugendherberge einzumieten.
Wenigstens mit dem zweiten Flug hat alles geklappt und wir hatten nur die erste Nacht in Naha versäumt, konnten den Tag aber noch nutzen. Naha, die Hauptstadt von Okinawa, hat einfach den schönsten, saubersten und am liebevollsten dekorierten Flughafen, den ich je gesehen habe, mit unendlichen Palmenalleen und sicher hunderten Orchideen. Er liegt auch erstaunich nah an der Stadt, nur ca. 20 min mit der Monorail in die Stadtmitte, wo sich entlang der „Kokusai-dori“ alle möglichen Restaurants und Souveniershops aneinanderreihen.
Die größte Touristenattraktion in Naha ist das Shuri-Schloss aus der Ryukyu-Kultur, die eher Taiwan als Japan ähnelt und vor der Angliederung an Japan 1879 vorherrschend war. Das Schloss wurde leider (so wie so ungefähr ALLES auf der Hauptinsel von Okinawa) im 2. Weltkrieg zerstört und nun für den Tourismus aufwändig wieder aufgebaut wurde. In der Burg gibt es nicht nur die damalige Architektur und Schätze, sondern auch ein Video zu sehen, wie viel Mühe man sich beim Wiederaufbau gegeben hat, alles traditionell und originalgetreu zu gestalten, was uns sehr beeindruckt hat.
Ein Ausschnitt aus dem chinesischen Garten
Besonders gut hat uns in Naha das traditonelle Handwerk gefallen, das wir in einem kleinen Museum und in der Töpferstraße bestaunt haben. Mein persönliches Highlight in der Stadt war allerdings der chinesische Garten, ein Geschenk von China an die Stadt Naha, in dem wir sicher zwei Stunden verbracht haben. Weiterhin sehr empfehlenswert ist das moderne und sehr informative Museum der Präfektur Okinawa, das einen guten Überblick über Geschichte und Kultur der Inseln gibt. Wir hätten mindestens 3 Stunden einplanen sollen, da wir es leider nicht geschafft haben, alles Interessante anzusehen. 


Aber wir waren ja nicht nur zum Sightseeing nach Okinawa gekommen, unser Hauptanliegen war eigentlich Baden, Schnorcheln & Tauchen. Gleich am zweiten Tag bin ich zum ersten Mal in meinem Leben getaucht und war sehr aufgeregt, aber trotz der großen Gruppe hatten stets 2-3 Personen einen eigenen Tauchlehrer, was wirklich angenehm war. Es wurde alles gut erklärt, das Atmen mit der Sauerstoffflasche ausgiebig geübt und der Tauchlehrer nahm uns anfangs auch bei der Hand, damit wir nicht abdriften konnten ^-^. Ich habe eine relativ lange Gewöhnungsphase an das Atmen unter Wasser gebraucht, weil es sich für mich erst so angefühlt hat, als würde ich keine Luft bekommen, aber meines Wissens ist das hauptsächlich ein mentales Problem, das viele Anfänger haben. Die Strapazen haben sich jedenfalls gelohnt: Es war wie mitten im Aquarium, wir haben Anemonen, bunte Fische, Seegurken, Schnecken, Seeschlangen, einen Sepia und noch viel mehr gesehen. 
Ein absolutes Muss für Schnorchelfans ist ein Tagesausflug auf die kleinere Nachbarinsel Zamami, die berühmt für ihre schönen, strandnahen Korallenriffe ist. Ansonsten gibt es dort bis auf einen Aussichtspunkt aber auch nichts... Jedenfalls war das von allen Schnorchelerlebnissen das beste, da das Riff an vielen Stellen nur ca. 5-10m vom Strand entfernt und nur 0.5-1m unter der Wasseroberfläche liegt. Mann schwimmt also direkt über den Fischen – was meine Begegnung mit einem Kugelfisch auch gleich deutlich spannender gemacht hat...

Der herrliche Strand von Zamami

Sonntag, 3. Mai 2015

Nagasaki, die traurige Schönheit


Das Epizentrum der Atombombe    




Miniatur-Dejima auf Dejima
Nagasaki ist bei uns im Westen leider hauptsächlich für ihr trauriges Schicksal im 2. Weltkrieg bekannt, obwohl sie in der japanischen Geschichte als Hafen- und Handelsstadt eine jahrhundertelange Schlüsselrolle innehatte. Auf der kleinen künstlichen Insel Dejima im Hafen Nagasakis war während der gesamten Edo-Zeit (Anfang 17. bis Mitte 19. Jahrhundert) der
einzige Ort, an dem sich Europäer in Japan aufhalten durften – und das auch nur zu Handelszwecken, und theoretisch nur Holländer. Trotz der Isolation entwickelte sich ein reger Austausch zwischen japanischer und europäischer Kultur, und die Japaner übernahmen v.a. medizinische Kenntnisse aus dem Westen, während die Europäer Wissen über asiatische Philosophie, Religion und natürlich die teuren und begehrten Lackwaren sammelten.
Die neue Urakami-Kirche
Heute ist Nagasaki eine sehr schöne und interessante Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten, allem voran die Ausstellungen über den Abwurf der Atombombe und Zerstörung der Stadt am 9. August 1945. Nagasaki war wegen schlechten Wetters eigentlich nur ein Ersatzziel für den Abwurf, und da auch dort starke Bewölkung genaues Zielen erschwerte, verfehlte die Bombe die anvisierte Waffenfabrik und traf stattdessen den nördlichen Vorort Urakami, wo mit der Explosion die halbe Stadt, die größte Kirche Asiens und dreiviertel der größten christlichen Gemeinde Japans ausgelöscht wurden. Neben den 74.000 Menschen, die durch die Explosion starben, erlag in der Folgezeit noch einmal die ungefähr gleiche Zahl ihren Verletzungen und Strahlenschäden, was mehr als der Hälfte der damaligen Einwohnerzahl von 240.000 entspricht.
Eingang des Friedensparks
Diese selbst schon grausamen Zahlen werden im Atombombenmuseum nochmal mit schrecklichen Bildern, Trümmern und Erfahrungsberichten untermalt. Die Ausstellung hat mich ziemlich mitgenommen, denn es werden z.B. auch Bilder gezeigt, die man wegen ihrer Heftigkeit in Deutschland wahrscheinlich in eine separate „Erwachsenenabteilung“ einordnen würde, beispielsweise krasse Fleischwunden, verbrannte Babyleichen etc. Am Ende der Austellung werden noch die Entwicklung der Atombombe sowie sehr interessante Zahlen und Fakten zu heutigen Atommächten und Atomtests präsentiert, und es wird gezielt für atomare Abrüstung geworben, um die Wiederholung eines solchen Schreckensszenarios wie in Hiroshima und Nagasaki zu verhindern. Im Friedenspark in der Nähe kann man dann zur Erholung etliche Monumente und Skulpturen bewundern, die zum Frieden mahnen sollen und Völkerverständigung propagieren. Interessanterweise befand sich unter den von anderen Staaten an die Stadt Nagasaki geschenkten Stücken eine Skulptur aus der DDR, nicht aber aus der BRD...

Shofuku-ji
In der Stadt selbst haben wir einige schöne Tempel und Schreine gefunden, wobei für mich der Shofuku-ji der interessanteste war, da er bereits aus dem 17. Jahrhundert stammt, kaum restauriert worden zu sein scheint und dementsprechend etwas verfallen aussieht, was bei mir zusammen mit dem wilden, dschungelartigen Garten Erinnerungen an das Computerspiel Tomb Raider hervorruft. Ungefähr so stelle ich mir Tempel im Urwald von Südostasien vor... Weiterhin ist der Fukusai-ji Kannon ein ganz besonderer Tempel, da dort die Glücksgöttin Kannon auf einer das Hauptgebäude bildenden Schildkröte steht. 

Fukusai-ji Kannon

Dejima haben wir natürlich ebenfalls besichtigt, dass aber leider bereits am Schließen war, als wir ankamen. Zumindest von außen konnten wir noch alles sehen, und weitreichende Informationen zum Leben auf Dejima hatten wir uns schon vorher im sehr empfehlenswerten Geschichts- und Kulturmuseum eingeholt.

Auch wenn sich die Stadt durch ihre Lage auf der Nordwest-Halbinsel etwas abseits der restlichen größeren Städte Kyushus befindet und das Atombombenmuseum nichts für sensible Gemüter ist, war Nagasaki ein wirkliches Highlight für uns, das wir jedem Kyushu-Touristen empfehlen können.

Das blühende Leben in Fukuoka








Blütenpracht am Kushida-Schrein
Fukuoka soll laut einer Studie die japanische Stadt mit der höchsten Lebensqualität sein – was ich mir gut vorstellen kann. Trotz ihrer 1.5 Millionen Einwohner ist die Stadt zumindest im Zentrum gut erlaufbar, er gibt viele hübsche Tempel und Schreine, außergewöhnlich viele Grün- und Parkanlagen, die zu unserer Ankunft in voller (Kirsch)Blüte standen, eine leckere regionale Küche und einige sehenswerte Kunstmuseen. Weiterhin ist der Flughafen nur 5 U-Bahnminuten vom riesigen, modernen Hauptbahnhof  entfernt (der allerdings nach dem Stadtteil Hakata benannt ist) und die Stadt liegt am Meer, wo man sogar einige kleine Strandabschnitte finden oder auf  nahe gelegene Inseln übersetzen kann. Ich denke, in Fukuoka hätte ich es auch ein Jahr aushalten können, allerdings will ich mein Osaka auch nicht hergeben ^-^

Pagode am Tocho-Tempel
Weiterhin hatte ich den Eindruck, sehr viele Ausländer zu treffen, die keine Touristen sind, sondern hier wirklich leben, was ich bisher in keiner anderen Stadt hatte. Generell gibt es möglicherweise weniger Touristen, weil es bis auf den Tocho-Tempel mit dem größten Holzbuddha Japans kaum die „typischen“ Sehenswürdigkeiten gibt, die Touristen z.B. nach Kyoto, Nara oder Tokyo locken. Dennoch kann man sich ein paar Tage gut beschäftigen, und wir haben Fukuoka zwei Tage lang bei traumhaftem Wetter genossen. Den dritten, ursprünglich auch für Fukuoka eingeplanten Tag haben wir dann zu einem Tagesausflug nach Nagasaki gemacht, da mir alle Reisenden meines Wohnheims berichtet hatten, dass es für sie das beste Reiseziel auf Kyushu war. 

Bewachsenes EInkaufszentrum neben einem Park