Dienstag, 28. Juli 2015

Osaka, Stadt der Genüsse



Ein weiteres Thema, über das ich schon längst hätte schreiben sollen, da es besonders hier in Osaka wichtig ist, ist das Essen. Japanische Küche besteht nicht nur aus Sushi und Ramen, sondern hält eine unglaubliches Arsenal an Gerichten und Zubereitungsweisen bereit. Hier eine Auflistung der berühmtesten Gerichte aus meiner zweiten Heimat:

1. Takoyaki
Wikipedia-Takoyaki
Wohl für jeden Japaner DAS kulinarische Symbol Osakas – und leider auch das einzige typische Gericht, dass ich nicht essen kann... „Takoyaki“ bedeutet „gebratener Oktopus“, und es handelt sich hier um Teigbällchen von ca. 5 cm Durch-messer, die mit ebenjenem gebratenen Oktopus gefüllt sind. Zur geschmacklichen Abrundung und/oder Dekoration werden die Bällchen meist eine braune Soße (so ähnlich wie Worcestersauce), Mayonaise und Bonito (getrocknete Fischraspeln) bedeckt. Meine Freunde sind sich einig, dass das Beste allerdings der Teig ist, daher sollte ich zumindest mal versuchen, mir ein Bällchen ohne Oktopus braten zu lassen (was gar nicht so einfach ist, da es Vegetarismus als Prinzip in Japan nicht gibt und es schwer ist zu erklären, warum man Oktopusbällchen ohne Oktopus bestellt).
Am besten isst man Takoyaki in Namba, dem südlichen und durch die vielen Kneipen und das junge Publikum abends immer prall gefüllten Teil von Osaka.
 

Kitsune Udon alá kaiseto.wordpress.com 

 2. Kitsune Udon
„Kitsune“ bedeutet „Fuchs“ und „Udon“ sind dicke, weiche Weizennudeln. In dieser Suppe ist allerdings kein Fuchs enthalten, sondern etwas, das in der japanischen Mythologie als das Lieblingsessen der Füchse gilt: Süßer frittierter Tofu, oft in Dreiecksform. Was im ersten Moment sehr seltsam klingt, schmeckt wirklich richtig lecker und ist mein typisches Mensa- und Restaurantgericht, wenn es mal wieder sonst nichts Vegetarisches gibt. Dieses Gericht bekommt man in Osaka einfach immer und überall, in der Mensa, in Restaurants, im Supermarkt, Conbini, Straßenverkauf etc., und es kostet normalerweise auch nur 2-4€. Wer den süßen Tofu mag, ist auch mit „Inari Zushi“ gut bedient, einer Sushiart, bei der Reis in Taschen aus dem süßen Tofu gefüllt wird. In Japan immer, in Deutschland manchmal zu finden.

3. Kushikatsu
Kushikatsu, wie sie sich gehören! www.foodrink.asia
Ein unglaublich leckeres, aber leider nicht so gesundes Abendessen in Osaka sind „Kushikatsu“, gebratene Spieße. Man bestellt aus einer Liste, in der die Zutaten nach Preisen gruppiert sind, beliebig viele Spieße, die vom Koch frisch frittiert und vom Kunden vor dem Verzehr in eine typische dunkle Soße getaucht werden. Da man sich selbst aussucht, was man frittiert haben möchte, ist normalerweise für jeden etwas dabei. Günstige Spieße wie Aubergine starten bei 80 Yen (ca. 60 Cent), für ausgefallenere Varianten wie z.B. Camembert oder grünen Spargel muss man schon mal über 200 Yen (ca. 1,50 Euro) ausgeben. Die wichtigste Regel ist, dass man nach dem Abbeißen (Vorsicht: heiß!) den Spieß nicht mehr in die Soße tunken darf, da die Schalen gemeinsam genutzt werden und man ja nicht seinen Speichel verteilen möchte. Möchte man noch Soße nachnehmen, kann man dies mit einem der Kohlblätter tun, die meist dazugereicht werden. Das Kushikatsu-Viertel Osakas ist Shinsekai in der Nähe des Osaka-Towers und des Tennoji-Bahnhofs.
Besonders mit Freunden macht ein Besuch im Kushikatsu-Restaurant sehr viel Spaß, aber man sollte entweder vorher schon ein bisschen voressen oder einen Salat dazubestellen, da einem zu viele frittierte Spieße ziemlich schwer im Magen liegen können, und natürlich auch teuer werden, da man schnell den Überblick über die Kosten verliert...

... mit schön viel Soße, Mayonaise & einem Hauch Alge!
4. Okonomiyaki
Last but not least – das unumstritten beste Essen in Osaka, wahrscheinlich sogar das beste Gericht in der japanischen Küche überhaupt (zumindest für die Leute aus Kansai ^-^). Was von Westlern meist als „Mischung aus Omelette und Pfannkuchen“ beschrieben wird, ist einfach so unbeschreiblich lecker, wie es weder ein Omelette oder Pfannkuchen alleine sein könnte. Im Basis-Teig ist meines Wissens Mehl, Flüssigkeit (Milch? Wasser?) Kohl und möglicherweise auch Ei enthalten, alle anderen Zutaten sind flexibel: verschiedene Fleisch- oder Meeresfrüchtesorten, Kartoffeln, Gemüse, Konyaku (gummiartiges Zeug, das aus einer Pflanze namens „Teufelszunge“ gewonnen wird; schmeckt gebraten ganz gut), Knoblauch, ... und als Garnierung dünn geschnittener Lauch, halbflüssiges Ei („Onsen-damago“), Knoblauch, Bonito etc.
Man sitzt stets an einem Tisch mit beheizbarer Platte („Teppan“), und je nach Restaurant wird das Okonomiyaki entweder schon fertig gebracht und auf der Platte während des Essens warm gehalten, oder die Zutaten werden gebracht und vor den Augen der Gäste zubereitet, oder die Zutaten werden gebracht und bereitet es nach Anleitung selbst zu (für das erste Mal nicht zu empfehlen). Vor dem Verzehr überschüttet man das Okonomiyaki noch mit möglichst viel brauner Soße und Mayonaise, die an jedem Tisch bereitgestellt sind. Zusätzlich kann man auch ein paar Nori-Krümmel (Algensorte, die für Sushi verwendet wird) oder andere Gewürze darüberstreuen.
Das beste Okonomiyaki-Restaurant ist laut Aussagen vieler die Kette „Warai“, die beispielsweise eine Filiale in Dotombori (Namba) oder in der Nähe meines Campus hat ^-^
Man sollte vor seinem ersten Okonomiyaki besser keine Vorspeise oder Beilagen bestellen, da man die Sättigungswucht dieses Gerichts leicht unterschätzt. Meine Freunde und ich liegen jedenfalls auch bei der normalen Portion schon für eine Weile im Fresskoma... Aber trotzdem ist Okonomiyaki das, was ich kulinarisch am meisten vermissen werde, wenn ich zurück in Deutschland bin.

Mein Okonomiyaki & ich

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