Sonntag, 26. Juli 2015

Onsen - Badeparadiese der besonderen Art




Das Oedo Onsen Monogatari in Tokyo
Mein Jahr hier neigt sich schon dem Ende zu, und da dies natürlich viel Stress mit sich bringt, habe ich eine ganze Weile kaum noch geschrieben, obwohl es noch so viele Themen gibt, über die ich gerne berichten würde!
Um diese Liste doch noch abzuarbeiten, möchte ich mit einer ziemlich berühmten Institution des japanischen Alltags beginnen: dem Onsen. Ich habe es schon häufiger erwähnt, jedoch ohne zu beschreiben, wie sich diese Art von Bad von unseren Schwimmbädern unterscheidet. 

Ein Rotemburo aus meinem Heimatonsen
Zunächst einmal eine Fallunterscheidung: „Onsen“ ist das Bad, das – zumindest urpsrünglich – Wasser aus einer natürlichen heißen Quelle bezieht und hat deshalb meist auch einen Außenbereich, genannt „Rotemburo“. Die Badeanstalten, die früher (und auf dem Land manchmal heute noch) zum Baden im Sinne des sich Waschens genutzt wurden, heißen „Sento“, sind meist klein und ohne Außenbecken. Das Onsen dient daher mehr zur Erholung und Enspannung (ähnlich wie das westliche Spa-Konzept), während das Sento eher einem praktischen Zweck dient und deshalb günstiger ist.
In beiden Fällen wäscht und schrubbt man sich intensiv mit meist bereitgestellten Produkten, sodass man die Badebecken sauber betritt – und zwar nackt, weshalb die Badebereiche geschlechtergetrennt sind. Manchmal gibt es jedoch Außenbecken für die gemeinsame Nutzung mit Badekleidung. 

Nachtansicht eines Rotemburo
Es gibt meist mehrere Becken mit verschiedenen Wassertemperaturen, Zusätzen, Wasser aus verschiedenen Quellen oder sonstigen Extras wie Sprudeldüsen. Manchmal gibt es auch weitere kostenpflichtige Aktivitäten wie ein Sandbad oder eine Sauna mit heißen Steinen. Mein Favorit sind die hölzernen oder keramischen Badewannen, die es in größeren und teureren Onsen manchmal gibt. Die sind unglaublich bequem, beinhalten meist nicht zu heißes Wasser und sind für 1-2 Personen ausgelegt.
Da man sich bei Wassertemperaturen von meist 37-42 °C ziemlich aufheizt, gibt es immer auch ein kaltes Becken zum abkühlen oder, wie bei meinem häufig frequentierten Onsen in Wohnheimnähe, im Außenbereich eine Art Holzveranda, auf die man sich zum Abkühlen legt. Ich konnte es erst nicht glauben, dass man nicht erfriert oder sterbenskrank wird, wenn man sich im Winter nach einem heißen Bad bei Minusgraden auf nasse Holzplanken legt, aber nach ca. 10 Sekunden frieren wird es richtig angenehm und hat mir gesundheitlich jedenfalls nicht geschadet ^-^

Persisches Innenbad im Spa World
In Japan gibt es um berühmte heiße Quellen herum oft ganze Dörfer, die fast nur aus Onsen-Hotels bestehen, wie z.B. Arima hinter Kobe, Jozankei auf Hokkaido oder Kurokawa auf Kyushu. Weiterhin gibt es in Tokyo auch das „Oedo-Onsen-Monogatari“, das einen Themenpark zur Edozeit für ganztägige Besuche bietet.
Bei mir in Osaka gibt es dagegen das „Spa World“-Onsen, das einen asiatisch-orientalischen und einen westlich-europäischen Badebereich anbietet, dessen Nutzung monatlich zwischen den Geschlechtern wechselt. Ich war dort im asiatisch-orientalischen Bereich, und es war unglaublich schön mit Liebe zum Detail und abwechlungsreich gestaltet! Besonders gut hat mir das islamische Bad gefallen, aber es gab auch ein sehr hübsch gestaltetes japanisches Bad und einen Bali-Whirlpool, mit dem man sich wie im Urlaub gefühlt hat:

Römischer Brunnen im Spa World

Im europäischen war ich zwar nicht, aber das sieht mit einem römischen Brunnen, einer finnischen Sauna-Blockhütte und einer Grotte wie auf Capri auch sehr gut aus:






In größeren Onsen gibt es meist auch Ruhebereiche, Massage und Kosmetikbehandlungen, Restaurants, kleine Läden etc., sodass man wirklich den ganzen Tag dort verbringen kann – was sich bei den saftigen Eintrittspreisen oft auch empfiehlt. Für mich gehören Onsen jedenfalls zu den Dingen, die ich sehr an Japan vermissen werde, wenn ich wieder in Deutschland bin!

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