Mittwoch, 4. März 2015

Winter in Osaka


...das aber auch...
Das ist der Winter in Osaka...




















Auch wenn er schon (hoffentlich) bald um ist, möchte ich noch ein paar Worte zum Winter in Osaka verlieren. Der ist nämlich anders als in Deutschland. Und er geht mir tierisch auf den Keks...
Wenn man sich einfach nur die Temperaturen ansieht, kann man nicht verstehen, was ich meine. Ich glaube, seit ich in Osaka bin gab es kein einziges Mal Minusgrade, und obwohl die Durschnittstemperatur von Dezember bis Februar bei 5-10 Grad und damit deutlich über der in z.B. München liegt, fühlt es sich deutlich kälter an. Zum Einen liegt es wahrscheinlich an der höheren Luftfeuchtigkeit, zum Anderen daran, dass man der Kälte einfach nicht entkommen kann. Die Sache mit der Kälte in Osaka (und wahrscheinlich auch den meisten anderen Teilen Japans) ist ein bisschen wie bei Hase und Igel: Egal wo man hinkommt, die Kälte ist schon da. Dazu eine kurze Erlebniserzählung aus meinem Alltag:

...und das hier ebenso...
Ich wache früh auf – mein Zimmer ist kalt (ca. 12 Grad). Ich gehe durch den Flur ans Waschbecken – es ist kalt. Ich drehe den Wasserhahn auf – das Wasser ist eiskalt. Ich gehe ins Bad – es ist kalt. Ich gehe in die Küche, um mir mein Frühstück zu machen – es ist kalt. Ich fahre mit dem Fahrrad in die Uni – es ist kalt. Ich betrete das Gebäude – es ist kalt. Und so geht das den ganzen Tag lang. Nur einzelne Räume sind beheizt, ansonsten gilt die Faustregel „Zimmertemperatur = Außentemperatur + maximal 5°C“. Und wenn geheizt wird, dann nicht mit Heizung, bei der sich die Wärme schön gleichmäßig und langfristig im Zimmer verteilt, sondern mit zum Warmluftgebläse umfunktionierter Klimaanlage knapp unter der Decke, die eigentlich für Abkühlung im schwülheißen japanischen Sommer gedacht ist. Wenn ich das Gebläse für nur eine halbe Stunde ausschalte, wird mir trotz Pulli und dicken Socken sofort wieder kalt. Als ich es einmal für den mittwochabendlichen Japanischkurs ausgeschaltet hatte, ist meine Zimmertemperatur in nur 1.5 Stunden um 6 Grad gefallen! 

...ja, auch das...
Und weil warme Luft bekanntlich nach oben steigt, gibt es in meinem Zimmer ein Temperaturgefälle von ca. 10 Grad zwischen Decke und Fußboden (nochmal Danke an dieser Stelle an meine Eltern für die warmen Socken). Da wäre ein Hochbett eigentlich praktisch – hab ich aber leider nicht. Wenigstens die Dusche hat Heißwasser (im Gegensatz zum bereits erwähnten Waschbecken), kennt aber leider nur die Einstellungen „Gletscherbach“ und „Höllenquelle“, und auch wenn man den Griff um nur 1 mm dreht, schaltet sie von 10 auf 50 Grad in ca. 2 Sekunden – eigentlich der Ferrari unter den Duschen, aber 30°C wären mir trotzdem lieber... Zum Glück sind ebenso die Toilettensitze in meinem Wohnheim beheizt, und auch wenn die meisten Leute darüber lachen oder Unverständnis zeigen: Wer sich schon mal in einem ca. 10°C kalten Bad auf eine mindestens genauso kalte Toilette gesetzt hat, versteht diese Erfindung. In Deutschland bzw. wahrscheinlich Gesamteuropa heizen wir eben stattdessen den gesamten Raum, da ist die Sitzheizung nicht mehr notwendig.
...und sogar das!
Schnee gibt es in Osaka relativ selten. Wir hatten diesen Winter zwar 2-3 kurze Schneestürme, aber bis auf den Neujahrstag (siehe Bilder vom benachbarten Kyoto) ist er vielleicht gerade 1 Stunde lang liegen geblieben. Dafür sieht man erstaunlich viele blühende Pflanzen im Dezember und Januar, and ab Ende Februar blüht die Pflaume hier wunderschön in weiß und pink (Bilder folgen).  
Die Japaner scheint der Winter übrigens nicht sonderlich zu interessieren. Die Mädels ziehen Overknees zu ihren Hotpants und Miniröcken an, und die Schülerinnen dürfen nicht mal Strumpfhosen unter ihrem nur knielangen Rock tragen – schein ihnen aber auch wenig auszumachen. Meist haben sie nicht mal eine warme Jacke über ihrem Blazer, und der ist wahrscheinlich sogar das einzige, was die Winteruniform von der Sommeruniform unterscheidet. In solchen Momenten denke ich mir immer: Wie gut, dass ich hier nur Gast bin...

P.S.: Die Bilder wurden wirklich alle an wenigen Dezember- bzw. Januartagen hintereinander, manche auch am selben Tag geschossen - kein Witz!




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