Schon seit eineinhalb Wochen arbeite ich jetzt im Labor - oder besser gesagt: Ich schaue meistens zu, wie andere etwas machen, und darf ab und zu ein bisschen pipettieren. Einen Teil des Arbeitstages verbringe ich oft auch mit dem Lesen wissenschaftlicher Artikel. Das klingt jetzt wahrscheinlich nicht besonders stressig oder anstrengend, aber Danebenstehen macht einfach nicht so viel Spaß wie ein Experiment selbst durchzuführen, und da ich trotzdem täglich erst abends heimkomme und noch Japanisch lernen muss, habe ich deutlich weniger Freizeit als erwartet. Als mir dann letzten Freitagabend eröffnet wurde, dass man sich jeden Samstagmorgen um 9 Uhr zum gemeinsamen Laborputz (+ Arbeit mit open end) trifft, hatte meine Stimmung ihr eindeutiges Wochentief erreicht. Das Putzen am Samstag ging aber doch schneller als gedacht, und nachdem ich noch ca. 1.5 h bei einem Versuch assistiert habe, konnte ich auch wieder gehen. Meine Kollegen sind wirklich nett und haben glücklicherweise für meine Situation als Austauschstudentin auch Verständnis, von daher fühle ich mich sehr wohl - was eigentlich das Wichtigste bei der Arbeit ist.
Zur Erklärung, warum ich momentan noch gar nicht wirklich "arbeite": Ich soll selbst eine Idee für ein Forschungsprofekt finden, das ich während meines Jahres in Osaka durchführen werde, und dafür brauche ich eine Menge Hintergrundinformationen und den aktuellen Stand der Forschung, weshalb ich den halben Tag mit Lesen verbringe. Sobald ich etwas Passendes gefunden habe, wird sich meine Arbeitssituation ändern - und sicherlich noch stressiger werden...
Exkurs: Blick aus meinem Fenster aus dem 5. Stock (da keine Laborbilder verfügbar)
Am Samstag hatte eine chinesische Mitbewohnerin, mit der ich mich sehr gut verstehe, Geburtstag. Als ich gefragt habe, was sie denn für Pläne hat und ob sie feiert, meinte sie nur: "Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie man Geburtstag feiert - in China gibt es das nicht..." Also haben wir ihr einen kleinen Geburtstagskuchen mit Kerze zum Auspusten besorgt (leider nicht selbst gebacken, da wir keinen richtigen Ofen, sondern nur einen Fischgrill in der Küche haben), ein paar schöne Kleinigkeiten geschenkt und sind am Abend in ein Omuraisu-Restaurant gegangen, wo es sehr lecker geschmeckt hat. Omuraisu ist ein eigentlich westliches, aber mittlerweile japanisiertes Gericht aus mit Reis gefülltem Omelett und Soße in verschiedensten Varianten - und es gibt zum Glück sogar einige vegetarische! Ihr hat die Geburtstagsfeier gut gefallen und wir werden auf jeden Fall wieder in das Omuraisu-Restaurant gehen.
Da ich beim Essen keine Kamera dabeihatte, hier ein Bild von uns beiden aus einem anderen Kontext: Sie benutzt sehr gerne japanische Gesichtsmasken, die aus einem (sehr!) feuchten, auf das Gesicht zugeschnittenen Tuch bestehen. Wir haben sehr gelacht, als wir sie das erste Mal so gesehen haben, weil man mit der Maske aussieht wie eine Mumie. In der Drogerie hat sich mich allerdings überzeugt, auch mal eine auszuprobieren, und wir haben beschlossen, zusammen die anderen als Mumienpärchen zu "erschrecken", was natürlich den gegenteiligen Effekt hatte. Dafür haben sie ein schön gruseliges Foto von uns geschossen, und wir haben schon eine Verkleidungsidee für die Halloweenparty im Wohnheim ;-)