Samstag, 22. August 2015

Mein Jahr in Osaka: Der Anfang vom Ende

Nachdem die Abschlusspräsentation meines FrontierLab-Programms schon ganze drei Wochen her ist, sollte ich endlich mal darüber berichten...
Bei meinem Laborprogramm "FrontierLab@OsakaU", welches für Studenten naturwissen-schaftlicher Fächer gedacht ist, betreibt man hauptsächlich Forschung in einem Labor und hat keine oder kaum Vorlesungen im Vergleich zu den "normalen" Austauschstudenten.  An sich eine gute Idee, aber leider fehlen hier eine zentrale Organisation und gemeinschaftliche Aktivitäten, sodass die Teilnehmer sich nur bei der Einführungsveranstaltung sehen, während die anderen Austauschstudenten Freizeitaktivitäten, Ausflüge und alle möglichen Information organisiert bekommen. 

Erst musste man präsentieren...

Jedenfalls sehen sich alle nochmal bei der Abschlusspräsentation, bei der jeder seine Arbeit während des vergangenen Semesters oder Jahres vorstellt (je nachdem, auf welchen Zeitraum man sich beworben hatte). In nur 8 Minuten sollte man sein Thema einführen, Methoden vorstellen, Ergebnisse präsentieren und Schlussfolgerungen ziehen, dann nochmal 4 min Fragen beantworten - und das alles vor einem Publikum unterschiedlichster Fachrichtungen. Ich habe meine Präsentation absichtlich recht oberflächlich gehalten, weil mein Themengebiet "Epigenetik" meist weder in der Schulbiologie noch in Biologie-Einführungsvorlesungen vorkommt und ich deshalb so gut wie kein Vorwissen voraussetzen konnte. 
Die meisten Vorträge waren sehr interessant und gut verständlich (v.a. bei den Ingenieurwissenschaften), aber bei vielen der Biologie-Themen konnte ich trotz Vorwissens selbst kaum folgen, weil unsere Art der Forschung einfach viel zu speziell ist. Generell war ich von der Veranstaltung positiv überrascht, da ich mir einen ganzen Tag nur Referate hören deutlich langweiliger vorgestellt hatte. Ich war eine der letzten Präsentierenden, da die Life Sciences leider ans Ende gesetzt worden waren, und deshalb den ganzen Tag ziemlich aufgeregt, aber es ist meiner Meinung nach gut gelaufen und ich bin mit meinem Vortrag zufrieden. 

...und dann assistieren.
Nach der eigenen Präsentation wurde man als Moderator und "Zeitwächter" für die nächsten beiden Kandidaten eingespannt, bevor man die neue Freiheit genießen konnte, die nun auf einen zukam. Denn wie mein heute etwas kryptischer Titel bereits andeutet, endete mit der Abschlusspräsentation auch das FrontierLab - und meine Tage in Osaka waren damit gezählt.  
Zunächst war ich aber noch eine Weile mit dem Schreiben meiner Protokolle (eines pro Semester) beschäftigt, erst im Labor, ab der zweiten Augustwoche daheim. Nachdem ich zur rechtzeitigen Abgabe meinen Flug etwas nach hinten verschoben habe (man muss die Protokolle vor der Heimreise einreichen), bin ich seit Dienstag endlich frei, meine letzte Woche hier noch mit dem Rest an Sightseeing & Einkaufen zu verbringen, das ich noch erledigen wollte. Vielleicht komme ich noch dazu, 1-2 Blogeinträge zu schreiben, denn ich wollte zumindest eine Zusammenfassung meiner Eindrücke in Japan geben - möglichweise aber schon zurück aus Deutschland, falls die Zeit nicht reicht.


Das etwas gequetschte Pflicht-Gruppenfoto

Sonntag, 9. August 2015

Tierhaltung in Japan – ein Trauerspiel in unzähligen Akten



Ich habe es in einem meiner Einträge bereits angedeutet, dass ich noch unbedingt ein paar kritische Worte zu diesem Thema sagen will, und um wieder einen guten Vorwand zu haben, nicht an meinem anstrengenden Protokoll weiterarbeiten zu müssen, tue ich das jetzt auch ^-^

Es war mir bewusst, dass es in Japan – oder Asien allgemein – eine etwas andere Einstellung gegenüber Tieren gibt als in Deutschland oder anderen westlichen Ländern, und dass es wegen des Platzmangels die Haustierhaltung in den Städten nicht wirklich artgerechte ist. Aber so krass, wie ich es hier gesehen habe, hatte ich es nicht erwartet...

Der arme kleine Axolotl...
Der erste Kulturschock, den man in dieser Hinsicht als Tourist oft hat, sind japanische Zoos. Wir haben uns für dieses Phänomen den Begriff „Zoo-Depression“ ausgedacht, da es kaum ein Westler länger als eine Stunde in einem japanischen Zoo aushält. Die Tiere sind nämlich entweder in einer großen Gruppe auf zu kleinem Raum eingequetscht, oder sie stehen alleine und verlassen in einem zu großen Gehege. Auch scheint es keine Bemühungen zu geben, die Gehege ähnlich der natürlichen Umgebung der Tiere oder auch sonstwie schön zu gestalten – obwohl die Japaner normalerweise richtige Gartenkünstler sind. Am schlimmsten ist es im Winter, wenn afrikanische Tiere in leeren Glaskästen mehrere Monate im Kreis laufen, wie ich es in Sapporo gesehen habe. Die Wintergehege waren wirklich leer, kein Unterschlupf, nichts zur Beschäftigung, nur Lineoleumboden und Plexiglas(oder Panzerglas?)wände. Bei Aquarien ist es ähnlich: Es gibt kaum Pflanzen, Dekoration oder Rückzugsorte für die Fische, und oft stimmt auch hier das Verhältnis zwischen Tierzahl und/oder Tiergröße und der Beckengröße nicht. Einen besonders schlimmen Fall habe ich in einem Dekorationsgeschäft gesehen, wo ein Axolotl (eine Molchart) in einem nur mit Wasser gefüllten Glasgefäß mit so geringem Durchmesser gehalten wurde, dass er sich kaum umdrehen konnte (siehe Bild). Als ich die Verkäuferin gefragt habe, wie das Tier denn frischen Sauerstoff bekommt, war die Antwort nur, dass man es nach dem Kauf in ein passendes Aquarium mit Sauerstoffzufuhr umquartieren solle. Zumindest konnte sie aber verstehen, dass mir das Tierchen Leid tat.

...ist immer ganz interessiert, wenn Leute kommen

Herzzerreißend mitanzusehen ist auch die Haltung von Tieren in Zoohandlungen. Hier sind z.B. Welpen oder Katzenbabies in Schaufenstern ausgestellt, sodass Kinder sie sehen und haben wollen. Apropos haben wollen: Auf Festen gibt es im Sommer meist ein Kinderspiel, bei dem man mit Papierfächern Goldfische aus einem Becken fischen muss, ohne dass die Fächer reißen, und seinen Fang behalten kann. Natürlich wollen die Kinder dieses Spiel spielen und möglichst viele Fische fangen, aber die wenigsten Familien haben Lust, sich deshalb ein Aquarium anzuschaffen – weshalb die Plastiktüte mit den Goldfischen auf dem Heimweg oft in der Mülltonne landet, oder die Fische sterben nach ein paar Tagen daheim wegen nicht artgerechter Haltung.

In meinem Viertel, in dem es viele Einfamilienhäuser mit Garten gibt, sieht man häufiger Leute mit mittelgroßen oder großen Hunden spazieren gehen, aber in Osaka selbst trifft man fast nur auf Chihuahuas und andere „Fußhupen“, meist mit irgendwelchen rosa Kleidchen und Glitzerhalsband ausgestattet, was auf einen anderen Hundehaltungszweck hindeutet als es bei uns Deutschen/Europäern meistens der Fall ist (würde ich behaupten). Und leider muss ich auch erwähnen, dass das Abschneiden von Hundeschwänzen (was man oft am kurzen Schwanz-Knubbel z.B. bei Dobermännern oder Rottweilern sieht) hier nicht verboten ist...

Last but not least bleibt mir zu sagen, dass ich bei der hier erlebten Zoo- und Haustierhaltung ehrlich gesagt gar nicht wissen möchte, wie die Haltungsbedingungen für Nutztiere sind... aber dafür würde mich interessieren, was sich ein Japaner wohl beim Anblick z.B. des Münchner Zoos oder eines deutschen Biobauernhofs denkt?

Dienstag, 28. Juli 2015

Osaka, Stadt der Genüsse



Ein weiteres Thema, über das ich schon längst hätte schreiben sollen, da es besonders hier in Osaka wichtig ist, ist das Essen. Japanische Küche besteht nicht nur aus Sushi und Ramen, sondern hält eine unglaubliches Arsenal an Gerichten und Zubereitungsweisen bereit. Hier eine Auflistung der berühmtesten Gerichte aus meiner zweiten Heimat:

1. Takoyaki
Wikipedia-Takoyaki
Wohl für jeden Japaner DAS kulinarische Symbol Osakas – und leider auch das einzige typische Gericht, dass ich nicht essen kann... „Takoyaki“ bedeutet „gebratener Oktopus“, und es handelt sich hier um Teigbällchen von ca. 5 cm Durch-messer, die mit ebenjenem gebratenen Oktopus gefüllt sind. Zur geschmacklichen Abrundung und/oder Dekoration werden die Bällchen meist eine braune Soße (so ähnlich wie Worcestersauce), Mayonaise und Bonito (getrocknete Fischraspeln) bedeckt. Meine Freunde sind sich einig, dass das Beste allerdings der Teig ist, daher sollte ich zumindest mal versuchen, mir ein Bällchen ohne Oktopus braten zu lassen (was gar nicht so einfach ist, da es Vegetarismus als Prinzip in Japan nicht gibt und es schwer ist zu erklären, warum man Oktopusbällchen ohne Oktopus bestellt).
Am besten isst man Takoyaki in Namba, dem südlichen und durch die vielen Kneipen und das junge Publikum abends immer prall gefüllten Teil von Osaka.
 

Kitsune Udon alá kaiseto.wordpress.com 

 2. Kitsune Udon
„Kitsune“ bedeutet „Fuchs“ und „Udon“ sind dicke, weiche Weizennudeln. In dieser Suppe ist allerdings kein Fuchs enthalten, sondern etwas, das in der japanischen Mythologie als das Lieblingsessen der Füchse gilt: Süßer frittierter Tofu, oft in Dreiecksform. Was im ersten Moment sehr seltsam klingt, schmeckt wirklich richtig lecker und ist mein typisches Mensa- und Restaurantgericht, wenn es mal wieder sonst nichts Vegetarisches gibt. Dieses Gericht bekommt man in Osaka einfach immer und überall, in der Mensa, in Restaurants, im Supermarkt, Conbini, Straßenverkauf etc., und es kostet normalerweise auch nur 2-4€. Wer den süßen Tofu mag, ist auch mit „Inari Zushi“ gut bedient, einer Sushiart, bei der Reis in Taschen aus dem süßen Tofu gefüllt wird. In Japan immer, in Deutschland manchmal zu finden.

3. Kushikatsu
Kushikatsu, wie sie sich gehören! www.foodrink.asia
Ein unglaublich leckeres, aber leider nicht so gesundes Abendessen in Osaka sind „Kushikatsu“, gebratene Spieße. Man bestellt aus einer Liste, in der die Zutaten nach Preisen gruppiert sind, beliebig viele Spieße, die vom Koch frisch frittiert und vom Kunden vor dem Verzehr in eine typische dunkle Soße getaucht werden. Da man sich selbst aussucht, was man frittiert haben möchte, ist normalerweise für jeden etwas dabei. Günstige Spieße wie Aubergine starten bei 80 Yen (ca. 60 Cent), für ausgefallenere Varianten wie z.B. Camembert oder grünen Spargel muss man schon mal über 200 Yen (ca. 1,50 Euro) ausgeben. Die wichtigste Regel ist, dass man nach dem Abbeißen (Vorsicht: heiß!) den Spieß nicht mehr in die Soße tunken darf, da die Schalen gemeinsam genutzt werden und man ja nicht seinen Speichel verteilen möchte. Möchte man noch Soße nachnehmen, kann man dies mit einem der Kohlblätter tun, die meist dazugereicht werden. Das Kushikatsu-Viertel Osakas ist Shinsekai in der Nähe des Osaka-Towers und des Tennoji-Bahnhofs.
Besonders mit Freunden macht ein Besuch im Kushikatsu-Restaurant sehr viel Spaß, aber man sollte entweder vorher schon ein bisschen voressen oder einen Salat dazubestellen, da einem zu viele frittierte Spieße ziemlich schwer im Magen liegen können, und natürlich auch teuer werden, da man schnell den Überblick über die Kosten verliert...

... mit schön viel Soße, Mayonaise & einem Hauch Alge!
4. Okonomiyaki
Last but not least – das unumstritten beste Essen in Osaka, wahrscheinlich sogar das beste Gericht in der japanischen Küche überhaupt (zumindest für die Leute aus Kansai ^-^). Was von Westlern meist als „Mischung aus Omelette und Pfannkuchen“ beschrieben wird, ist einfach so unbeschreiblich lecker, wie es weder ein Omelette oder Pfannkuchen alleine sein könnte. Im Basis-Teig ist meines Wissens Mehl, Flüssigkeit (Milch? Wasser?) Kohl und möglicherweise auch Ei enthalten, alle anderen Zutaten sind flexibel: verschiedene Fleisch- oder Meeresfrüchtesorten, Kartoffeln, Gemüse, Konyaku (gummiartiges Zeug, das aus einer Pflanze namens „Teufelszunge“ gewonnen wird; schmeckt gebraten ganz gut), Knoblauch, ... und als Garnierung dünn geschnittener Lauch, halbflüssiges Ei („Onsen-damago“), Knoblauch, Bonito etc.
Man sitzt stets an einem Tisch mit beheizbarer Platte („Teppan“), und je nach Restaurant wird das Okonomiyaki entweder schon fertig gebracht und auf der Platte während des Essens warm gehalten, oder die Zutaten werden gebracht und vor den Augen der Gäste zubereitet, oder die Zutaten werden gebracht und bereitet es nach Anleitung selbst zu (für das erste Mal nicht zu empfehlen). Vor dem Verzehr überschüttet man das Okonomiyaki noch mit möglichst viel brauner Soße und Mayonaise, die an jedem Tisch bereitgestellt sind. Zusätzlich kann man auch ein paar Nori-Krümmel (Algensorte, die für Sushi verwendet wird) oder andere Gewürze darüberstreuen.
Das beste Okonomiyaki-Restaurant ist laut Aussagen vieler die Kette „Warai“, die beispielsweise eine Filiale in Dotombori (Namba) oder in der Nähe meines Campus hat ^-^
Man sollte vor seinem ersten Okonomiyaki besser keine Vorspeise oder Beilagen bestellen, da man die Sättigungswucht dieses Gerichts leicht unterschätzt. Meine Freunde und ich liegen jedenfalls auch bei der normalen Portion schon für eine Weile im Fresskoma... Aber trotzdem ist Okonomiyaki das, was ich kulinarisch am meisten vermissen werde, wenn ich zurück in Deutschland bin.

Mein Okonomiyaki & ich

Sonntag, 26. Juli 2015

Onsen - Badeparadiese der besonderen Art




Das Oedo Onsen Monogatari in Tokyo
Mein Jahr hier neigt sich schon dem Ende zu, und da dies natürlich viel Stress mit sich bringt, habe ich eine ganze Weile kaum noch geschrieben, obwohl es noch so viele Themen gibt, über die ich gerne berichten würde!
Um diese Liste doch noch abzuarbeiten, möchte ich mit einer ziemlich berühmten Institution des japanischen Alltags beginnen: dem Onsen. Ich habe es schon häufiger erwähnt, jedoch ohne zu beschreiben, wie sich diese Art von Bad von unseren Schwimmbädern unterscheidet. 

Ein Rotemburo aus meinem Heimatonsen
Zunächst einmal eine Fallunterscheidung: „Onsen“ ist das Bad, das – zumindest urpsrünglich – Wasser aus einer natürlichen heißen Quelle bezieht und hat deshalb meist auch einen Außenbereich, genannt „Rotemburo“. Die Badeanstalten, die früher (und auf dem Land manchmal heute noch) zum Baden im Sinne des sich Waschens genutzt wurden, heißen „Sento“, sind meist klein und ohne Außenbecken. Das Onsen dient daher mehr zur Erholung und Enspannung (ähnlich wie das westliche Spa-Konzept), während das Sento eher einem praktischen Zweck dient und deshalb günstiger ist.
In beiden Fällen wäscht und schrubbt man sich intensiv mit meist bereitgestellten Produkten, sodass man die Badebecken sauber betritt – und zwar nackt, weshalb die Badebereiche geschlechtergetrennt sind. Manchmal gibt es jedoch Außenbecken für die gemeinsame Nutzung mit Badekleidung. 

Nachtansicht eines Rotemburo
Es gibt meist mehrere Becken mit verschiedenen Wassertemperaturen, Zusätzen, Wasser aus verschiedenen Quellen oder sonstigen Extras wie Sprudeldüsen. Manchmal gibt es auch weitere kostenpflichtige Aktivitäten wie ein Sandbad oder eine Sauna mit heißen Steinen. Mein Favorit sind die hölzernen oder keramischen Badewannen, die es in größeren und teureren Onsen manchmal gibt. Die sind unglaublich bequem, beinhalten meist nicht zu heißes Wasser und sind für 1-2 Personen ausgelegt.
Da man sich bei Wassertemperaturen von meist 37-42 °C ziemlich aufheizt, gibt es immer auch ein kaltes Becken zum abkühlen oder, wie bei meinem häufig frequentierten Onsen in Wohnheimnähe, im Außenbereich eine Art Holzveranda, auf die man sich zum Abkühlen legt. Ich konnte es erst nicht glauben, dass man nicht erfriert oder sterbenskrank wird, wenn man sich im Winter nach einem heißen Bad bei Minusgraden auf nasse Holzplanken legt, aber nach ca. 10 Sekunden frieren wird es richtig angenehm und hat mir gesundheitlich jedenfalls nicht geschadet ^-^

Persisches Innenbad im Spa World
In Japan gibt es um berühmte heiße Quellen herum oft ganze Dörfer, die fast nur aus Onsen-Hotels bestehen, wie z.B. Arima hinter Kobe, Jozankei auf Hokkaido oder Kurokawa auf Kyushu. Weiterhin gibt es in Tokyo auch das „Oedo-Onsen-Monogatari“, das einen Themenpark zur Edozeit für ganztägige Besuche bietet.
Bei mir in Osaka gibt es dagegen das „Spa World“-Onsen, das einen asiatisch-orientalischen und einen westlich-europäischen Badebereich anbietet, dessen Nutzung monatlich zwischen den Geschlechtern wechselt. Ich war dort im asiatisch-orientalischen Bereich, und es war unglaublich schön mit Liebe zum Detail und abwechlungsreich gestaltet! Besonders gut hat mir das islamische Bad gefallen, aber es gab auch ein sehr hübsch gestaltetes japanisches Bad und einen Bali-Whirlpool, mit dem man sich wie im Urlaub gefühlt hat:

Römischer Brunnen im Spa World

Im europäischen war ich zwar nicht, aber das sieht mit einem römischen Brunnen, einer finnischen Sauna-Blockhütte und einer Grotte wie auf Capri auch sehr gut aus:






In größeren Onsen gibt es meist auch Ruhebereiche, Massage und Kosmetikbehandlungen, Restaurants, kleine Läden etc., sodass man wirklich den ganzen Tag dort verbringen kann – was sich bei den saftigen Eintrittspreisen oft auch empfiehlt. Für mich gehören Onsen jedenfalls zu den Dingen, die ich sehr an Japan vermissen werde, wenn ich wieder in Deutschland bin!

Montag, 6. Juli 2015

Magendrama in Wakayama - Tag 2



Die Fahrt ins Nirgendwo am Abend zuvor hat sich wirklich gelohnt, denn das Log-Rafting war wirklich super. Es war zwar nur ca. ein Drittel der Zeit wirklich Rafting und der Rest langsames vor-sich-hin-Treiben, aber die Flusslandschaft war atemberaubend. Aus Felsspalten wachsen dort bunte Blumen, zerklüftetes Gestein zeigt unzählige Formen, Farben und Schattierungen, und wir haben sogar eine Art Bergziege gesehen, die uns interessiert zugeschaut hat! Ich habe mich ein bisschen wie in der Kanu-Szene des 1. Herr der Ringe-Teils gefühlt ^-^
Glücklicherweise konnte man sich vor der Tour Flipflops ausleihen, denn unser Floß stand manchmal bis zu den Knöcheln unter (eiskaltem!) Wasser, und nassgespritzt wurden wir bis zur Hüfte. Es war ein super Spaß und ich kann es wirklich nur jedem empfehlen, der sich mal nach Wakayama verirrt.
Der dreifüßige Rabe ist das Symbol des Kumano
Wieder trocken und gestärkt ging es weiter nach Hongu, wo wir den letzten der großen Kumano-Schreine sehen und meine Begleiterinnen sich dort einen Stempel holen wollten. In Japan gibt es an den meisten Schreinen Stempelbücher mit hübschem, schreinbezogenem Einbandmotiv zu kaufen, in denen man eine Kalligraphie und einen besonderen Stempel für ca. 2,50€ an fast jedem Schrein sammeln kann. Ich habe mir kein solches Buch angelegt, aber meine Freundinnen zeigten großen Sammeleifer, weshalb wir alle Kumano-Schreine abgeklappert haben. 



Der weiße Strand von Shirahama


Der nächste, etwas weiter entfernte Halt war auch schon unsere letzte Station, der Ferienort Shirahama, was „weißer Strand“ bedeutet und nicht zu viel versprochen war. Der dortige, ca. 1 km lange Sandstrand gilt als der schönste in ganz Kansai, und da er an der Westküste liegt, konnten wir auch am Abend bei angenehmen Temperaturen ein bisschen plantschen und den Sonnenuntergang ansehen. Der urpsrüngliche Sand dort soll übrigens übe die Jahre weggeschwemmt worden sein, weshalb man den bestmöglichen weißen, feinen Sand aus Australien importiert hat. Shirahama hat sich jedenfalls zum absoluten Ferienort in der Gegend entwickelt, mit vielen Hotels, Onsen, Vergügungsparks, Zoos, etc. Da scheint sich der Aufwand also gelohnt zu haben!
Nach der fröhlichen Badesause machten wir noch einen Abstecher in ein kleines Restauraunt, da wir das ganze Wochenende aus Zeit- und Verfügbarkeitsgründen fast nur Snacks und Fastfood gegessen hatten und zum Abschluss eindlich ein richtig leckeres Abendessen wollten. Das Essen war sehr lecker und die junge Bedienung sehr freundlich, hat sich aber strikt geweigert, mit uns Japanisch zu sprechen, obwohl wir wollten... Dieses Phänomen findet man immer wieder, ich nehme an, die Japaner möchten einfach die seltene Gelegenheit nutzen, mit Ausländern Englisch zu üben. 


Nachdem ich den ganzen Tag auf der Landstraße und in Shirahama gefahren war, überließ ich den Heimweg mit Autobahn und Osakaer Stadtverkehr gerne wieder unserer Hauptfahrerin, sodass ich ein bisschen dösen konnte, bis wir ca. um Mitternacht am Wohnheim ankamen. Generell war dieser zweite Mietwagenausflug deutlich weniger stressig als auf Shikoku, weil die Distanzen deutlich geringer waren und wir dadurch an den einzelnen Stationen mehr Zeit hatten. Einziger Wermutstropfen: Obwohl es meinem Magen am Sonntag besser ging, ging es mir in der folgenden Woche so schlecht, dass ich am Mittwoch nichtmal aufstehen konnte und deshalb am Donnerstag mit Laborkollegen zur Untersuchung ins Universitätskrankenhaus bin. Sie haben nichts direkt am Magen gefunden (ich nehme mal an, es ist einfach eine Nachwirkung der Strapazen auf See), aber mir verschiedene Medikamente mitgegeben, mit denen es deutlich besser wurde. Mittlerweile geht es mir wieder gut, also keine Sorge!






Mittwoch, 17. Juni 2015

Magendrama in Wakayama - Tag 1


Nachdem die Shikoku-Wochenendtour im Mietwagen im letzten Semester so viel Spaß gemacht hatte, beschlossen wir, am letzten Maiwochenende so einen Trip nochmal zu machen, allerdings diesmal in Wakayama, einer bergigen, recht ländlichen Präfektur im Süden von Osaka. Da wir am Samstagmorgen schon um 6 Uhr einen Termin zum Whale Watching hatten, fuhren wir diesmal bereits am Freitagabend los. Obwohl Katsuura – die Kleinstadt, in der wir übernachteten – per Luftlinie nur ca. 130 km entfernt ist, brauchten wir mit dem Auto ca. 4 Stunden dorthin, was an der Kombination japanische Geschwindigkeitsbegrenzungen (= wenn man Glück hat 80 km/h) +  fehlende Direktverbindung lag. Unser Hotel hatte wahrscheinlich die größten Zimmer, die ich in Japan je gesehen habe, und so riesige Betten, dass wir alle 5 in ein Doppelbett gepasst hätten! Leider hatten wir davon allerdings nicht so viel, da wir um 5 Uhr schon wieder aufstehen mussten, um rechtzeitig bei den Walen zu sein. Nach einer kurzen Einführung mit Barten und einem Wahlzahn als Anschauungsmaterial wurden wir und ein japanisches Pärchen auf das kleine Boot verladen und es ging hinaus auf’s Meer. Als wir gerade abgelegt hatte, fiel mir ein, dass wir die uns in Aussicht gestellte Medizin gegen Seekrankheit irgendwie doch nicht bekommen hatten – aber ich war ja schon häufiger auf Booten gewesen und hatte keine großen Probleme gehabt...
Da kommt der frischste (Tinten)Fisch auf den Tisch...
Ca. 3 Stunden und 15x übergeben später war ich so froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, wie noch nie in meinem Leben. Außer 2 Fliegenden Fischen hatten wir leider nichts Interessantes gesehen, und als Vegetarierin konnte ich nicht mal beim Anschließenden Grillen mit frisch gefangenem Fisch und Tintenfisch mitessen. Aber mein Magen wäre sowieso nicht in der Lage gewesen, irgendetwas davon zu verarbeiten...
In der Gegend um Wakayama kann man Wale übrigens nicht nur sehen (wenn man Glück hat), sondern auch essen. Obwohl Japan international ja immer beteuert, dass es Wale nur zu wissenschaftlichen Zwecken jagt, geben dessen Einwohner bereitwillig zu, dass die Wale in Wirklichkeit gegessen werden. Allerdings gibt es nur einen sehr kleinen Markt für Walfleisch, weil es geschmacklich wohl nicht so der Hammer sein soll. Meines Wissens ist es auch für die Japaner nur der Reiz des Ungewöhnlichen und Exotischen.


... der aber nicht jede glücklich macht ^-^


Der 133m hohe Nachi-Wasserfall
Nach diesem für mich eher unglücklichen Morgen war für den Rest des Tages ein bisschen Sightseeing geplant, denn in Wakayama stehen die drei berühmten Hauptschreine einer besonders naturbezogenen Shinto-Glaubensrichtung, des Kumano, die durch einen noch berühmteren, ziemlich langen Pilgerweg verbunden sind (der übrigens eine Partnerschaft mit dem Jakobsweg in Spanien hat). Ganz in der Nähe eines der Schreine befindet sich weiterhin der Nachi-Taki, mit 133 m Japans höchster Wasserfall. Am Abend machten wir noch einen Abstecher in ein natürliches Onsen (= heiße Quelle), bei dem direkt neben einem Fluss geothermisch erhitztes Wasser aus einer Kiesfläche sprudelt. Trotz Nähe zum kalten Fluss war es allerdings so heiß, dass wir maximal unsere Zehen für 3 Sekunden hineinhängen konnten. Deshalb wollten wir eigentlich weiter zu einem anderen bekannten Onsen in der Nähe, wurden von einer hilfsbereiten Japanerin aber überzeugt, dass es besser wäre, sich gleich auf den Weg in unsere nächste Unterkunft zu machen, da man wegen der Serpentinen nur sehr langsam vorankomme und sie bei Nacht auch gefährlich seien. Wir fuhren nämlich wieder mal irgendwohin in die Pampa, was uns allerdings erst bewusst wurde, als sie uns erzählte, dass es auf den nächsten 30 km Serpentinenstraße weder einen Supermarkt, Conbini (= wie ein Tankstellenladen) oder ein Restaurant gab – und wir hatten bis auf ein paar Keksen und Bananen weder Abendessen noch Frühstück dabei... Wenigstens hatten wir diesmal rechtzeitig getankt, sodass wir keine Panik haben mussten, nachts mitten im Wald liegenzubleiben.
In der Nähe unseres Hostels hielten wir an einem Onsen, um zu sehen, ob es dort ein Restaurant oder etwas zu Essen zu kaufen gab (was bei Onsen üblich ist), doch es war kurz vor der abendlichen Schließung und es gab nichts mehr für uns - außer einer Wegbeschreibung, wie wir zu einem Conbini finden konnten. Weil es mir wegen der anhaltenden Serpentinen und meines immer noch nicht kurierten Magens ziemlich schlecht ging, wollte ich das letzte Stück fahren, damit die benötigte Konzentration mich beschäftigte. Ich hatte mir nämlich eine japanische Führerscheinübersetzung ausstellen lassen, um als Ersatzfahrerin einspringen zu können, und war sehr froh darüber. Dass ich meine ersten Fahrversuche im Linksverkehr auf einer fast unbefahrenen Serpentinenstraße machen konnte, war mir deutlich lieber als Stadtverkehr, und so fanden wir langsam, aber sicher sowohl zum Conbini als auch zu unserer Unterkunft. Wir hatten zu fünft ein japanisches Zimmer mit Tatami-Matten und Futons, was ein bisschen Klassenfahrt-Atmosphäre aufbrachte. Gut verpflegt und ziemlich erschöpft fielen wir in unsere traditionell japanischen Betten, um uns für den kommenden Morgen ausruhen, an dem schon der nächste spannende Programmpunkt wartete: Log-Rafting (= Floß-Wildwasserfahrt). 

Torii (= Schrein-Eingangstor) mit Ausblick auf die Berge

Dienstag, 2. Juni 2015

Es gibt immer ein erstes Mal



Vorgestern Abend um 19:16 Uhr japanischer Zeit habe ich mein erstes Erdbeben erlebt. Ich war gerade draußen im Garten bei der Grillparty meines Instituts und habe mich mit zwei Philippinos unterhalten, als es passierte. Es war nur 1-2 Sekunden lang, begleitet von einem dunklen Grollen, aber so plötzlich und heftig, dass wir dachten, wir würden umfallen und uns aneinander festhielten. Die Japaner um uns herum schienen allerdings wenig beeindruckt, denn es war „nur“ ein Beben Stärke 3,7, aber das Epizentrum war gerade mal 15 km entfernt. Auf dem anderen Campus, ca. 7 km vom Epizentrum, sollen sogar Sachen aus Regalen und von Tischen gefallen sein. In meinem Wohnheim haben es einige mitbekommen, andere gar nicht, doch es war natürlich Gesprächsthema Nummer eins.
In letzter Zeit gab es etliche stärkere Erdbeben in Japan, wenn auch nicht in meiner Region, aber in den japanischen Medien wird wegen der momentan anscheinend hohen seismischen Aktivität ein mögliches starkes Beben befürchtet. Mir hat das kleine jedenfalls als Erfahrung gereicht und ich bin nicht gerade scharf darauf, ein richtig krasses mitzuerleben... Abwarten und Tee trinken.