Mittwoch, 29. April 2015

Hölle, Hölle, Hölle in Kannawa

Unser traditionell japanisches Zimmer
Die erste Station auf unserer Reise war Kannawa, ein kleines Dorf in Nordkyushu nahe der berühmten Onsenstadt Beppu (Onsen sind heiße Quellen, falls ich das noch nicht erwähnt habe). Hier gibt es so viele heiße Quellen, dass es überall aus dem Boden herausdampft! Wir hatten ein großes, traditionell japanisches Zimmer mit Tatami-Matten gemietet, in einem alten Haus unweit der „Höllen“, für die wir gekommen waren. Dort gibt es nämlich besondere heiße Quellen, die nicht zum Baden, sondern zum Besichtigen gedacht sind und jeweils eine andere Attraktion beherbergen und wegen des hohen Schwefelgehalts, der Dämpfe und der heißen Temperaturen „Höllen“ genannt werden. Wie bei Dante Alighieri gibt es nämlich auch im Buddhismus verschiedene Höllenvorstellungen, die man zumindest teilweise versucht hat, als Touristenattraktion umzusetzen. Von Piranhas über Krokodilhaltung und einer kitschigen Dämonenstatue war alles dabei...

Die Höllen haben uns richtig gut gefallen, besonders die Meereshölle (Umi Jigoku) mit ihrem türkisblauen Wasser, den sie umgebenden Palmen und den roten Torii (Shinto-Tore). Weiterhin berühmt sind die Mönchskopf-Hölle (Oni-bouzu Jigoku), die aus blubberndem, heißem Schlamm besteht und an den kahlrasiertden Kopf eines Mönchs erinnern soll, die Tatsumaki Jigoku, wo ein Geysir alle 45 min ausbricht, oder die Chi-no-ike Jigoku (Blutteichhölle), die wegen ihres hohen Eisenoxidgehalts blutrot erscheint. An einigen Stellen konnte man z.B. die Füße „dämpfen“ lassen oder in ein Fußbad hängen, aber was für die Japaner angenehm warm ist, war für uns schon nach ca. 10 Sekunden deutlich über der Schmerzgrenze...
Ein besonderes Highlight war auch das Kochen über Onsen-Dampf (Jigoku Mushi Koubou), bei dem man im Supermarkt gekaufte oder bereitgestellte Lebensmittel im Dampf der heißen Quellen (eingefasst wie ein Brunnen) unter Anleitung garen konnte. 

Die Meereshölle
So viel zu unserem schönen, kleinen Kannawa. Eigentlich hatte ich mir Beppu, das als Erholungsort nicht nur japanweit Berühmtheit erlangt hat, genauso vorgestellt wie wir Kannawa vorgefunden haben, aber es war eine graue, hässliche, heruntergekommene Stadt, die scheinbar zu 50% aus Pachinko-Hallen (= Glücksspiel) besteht. Es gab zwar auch traditionelle Onsenbäder, die die Stadt berühmt gemacht haben, aber deutlich weniger und die meisten, die wir gesehen haben, deutlich weniger traditionell und hübsch hergerichtet als erwartet. Wer also einen Abstecher zum Baden in dieser Gegend plant, dem kann ich nur empfehlen, direkt in Kannawa und nicht in Beppu zu übernachten.


Der Tatsumaki-Geysir

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