Über
Weihnachten und Neujahr waren meine Mutter und mein Bruder zu Besuch, um mir
ein bisschen Weihnachtsstimmung und ein Fest in der Familie zu ermöglichen. Unter anderem
waren wir in Kyoto, Nara und natürlich in Osaka unterwegs. Nara hatte ich mir
extra für ihren Besuch aufgehoben, da diese etwas kleinere Stadt als erste
feste Haupstadt Japans zwar tolle & berühmte Sehenswürdigkeiten zu bieten
hat, aber doch schnell „abgegrast“ ist – und zwar nicht nur von uns, sondern vor
allem von den dort ansässigen Rehen, die zum Kulturerbe der Stadt gehören und
deswegen gesetzlich geschützt sind. Da man vor Ort die Tiere mit Rehkeksen kann
und die Touristen dies auch mit großem Engagement tun, ist das Wild in Nara
sehr aufdringlich und rächt sich mit Kopfstößen, wenn man es nicht füttern will
(weshalb die Geweihe einmal im Jahr abgenommen werden). Mein Bruder wurde von
so einem verwöhnten Biest sogar ziemlich heftig in den Oberschenkel gebissen...
Allerdings werden die Tiere auch wieder friedlicher und scheuer, wenn man sich
in Richtung Wald zu den Tempeln bewegt. Denn die Rehe werden in Nara nicht etwa
in Gehegen gehalten und gezüchtet, sondern sie kommen wirklich aus dem Wald und
haben es sich in der Stadt und bei ihren Touristenattraktionen gemütlich
gemacht. Natürlich werden sie auch offiziell gefüttert und umsorgt, aber es
wird immer wieder durch Warnschilder darauf hingewiesen, dass es sich hier
nicht um Haustiere oder einen Streichelzoo handelt.
Jedenfalls
spürt man in Nara insgesamt das „alte Japan“ deutlich mehr als in anderen
Städten, meiner Meinung sogar noch mehr als in Kyoto, weil es ein bisschen
weniger touristisch ist und eben viele Sehenswürdigkeiten am Rande der Stadt
oder schon im Wald liegen.
Die
wichtigste Sehenswürdigkeit Naras ist der Todaiji-Tempel, das größte
Holzgebäude der Welt, mit dem „Daibutsu“, einer mehr als 15 Meter hohen und mehr
als 450 Tonnen schweren Buddha-Bronzefigur, deren Teile zwischen 300 und 1250
Jahre alt sind. Da es sich hier um UNESCO-Weltkulturerbe und einen der wichtigsten
Tempel in Japan handelt, ist immer sehr viel los. Berühmt ist übrigens auch eine Holzsäule
mit einem quaderförmigen Ausschnitt, der denjenigen, die sich dort hindurchzwängen
können, Glück und Erleuchtung bringen soll – doch meistens schaffen es nur Kinder...
Weiterhin
waren wir im Kasuga Taisha, einem sehr hübschen und weitläufigen im Wald
gelegenen Shinto-Schrein, der von unzähligen Steinlaternen umgeben ist. Ich
hoffe, ich kann herausfinden, wann das dortige Laternenfest stattfindet, denn
das wäre sicher ein tolles Erlebnis.
Zum
Schluss waren wir noch am Kofukuji-Tempel, der weiter in der Stadt liegt, seine
fünfstöckige und dreistöckige Pagode zu sehen... und das war es auch schon von
Nara, viel mehr gibt es (zumindest von außen) nicht zu sehen. Ich werde
allerdings im Frühling oder Sommer sicher nochmal für die schönen (und kurz vor
Neujahr leider geschlossenen) Gärten und Museen zurückkommen.
| Der Kasuga Taisha gesäumt von Laternen |