Samstag, 22. August 2015

Mein Jahr in Osaka: Der Anfang vom Ende

Nachdem die Abschlusspräsentation meines FrontierLab-Programms schon ganze drei Wochen her ist, sollte ich endlich mal darüber berichten...
Bei meinem Laborprogramm "FrontierLab@OsakaU", welches für Studenten naturwissen-schaftlicher Fächer gedacht ist, betreibt man hauptsächlich Forschung in einem Labor und hat keine oder kaum Vorlesungen im Vergleich zu den "normalen" Austauschstudenten.  An sich eine gute Idee, aber leider fehlen hier eine zentrale Organisation und gemeinschaftliche Aktivitäten, sodass die Teilnehmer sich nur bei der Einführungsveranstaltung sehen, während die anderen Austauschstudenten Freizeitaktivitäten, Ausflüge und alle möglichen Information organisiert bekommen. 

Erst musste man präsentieren...

Jedenfalls sehen sich alle nochmal bei der Abschlusspräsentation, bei der jeder seine Arbeit während des vergangenen Semesters oder Jahres vorstellt (je nachdem, auf welchen Zeitraum man sich beworben hatte). In nur 8 Minuten sollte man sein Thema einführen, Methoden vorstellen, Ergebnisse präsentieren und Schlussfolgerungen ziehen, dann nochmal 4 min Fragen beantworten - und das alles vor einem Publikum unterschiedlichster Fachrichtungen. Ich habe meine Präsentation absichtlich recht oberflächlich gehalten, weil mein Themengebiet "Epigenetik" meist weder in der Schulbiologie noch in Biologie-Einführungsvorlesungen vorkommt und ich deshalb so gut wie kein Vorwissen voraussetzen konnte. 
Die meisten Vorträge waren sehr interessant und gut verständlich (v.a. bei den Ingenieurwissenschaften), aber bei vielen der Biologie-Themen konnte ich trotz Vorwissens selbst kaum folgen, weil unsere Art der Forschung einfach viel zu speziell ist. Generell war ich von der Veranstaltung positiv überrascht, da ich mir einen ganzen Tag nur Referate hören deutlich langweiliger vorgestellt hatte. Ich war eine der letzten Präsentierenden, da die Life Sciences leider ans Ende gesetzt worden waren, und deshalb den ganzen Tag ziemlich aufgeregt, aber es ist meiner Meinung nach gut gelaufen und ich bin mit meinem Vortrag zufrieden. 

...und dann assistieren.
Nach der eigenen Präsentation wurde man als Moderator und "Zeitwächter" für die nächsten beiden Kandidaten eingespannt, bevor man die neue Freiheit genießen konnte, die nun auf einen zukam. Denn wie mein heute etwas kryptischer Titel bereits andeutet, endete mit der Abschlusspräsentation auch das FrontierLab - und meine Tage in Osaka waren damit gezählt.  
Zunächst war ich aber noch eine Weile mit dem Schreiben meiner Protokolle (eines pro Semester) beschäftigt, erst im Labor, ab der zweiten Augustwoche daheim. Nachdem ich zur rechtzeitigen Abgabe meinen Flug etwas nach hinten verschoben habe (man muss die Protokolle vor der Heimreise einreichen), bin ich seit Dienstag endlich frei, meine letzte Woche hier noch mit dem Rest an Sightseeing & Einkaufen zu verbringen, das ich noch erledigen wollte. Vielleicht komme ich noch dazu, 1-2 Blogeinträge zu schreiben, denn ich wollte zumindest eine Zusammenfassung meiner Eindrücke in Japan geben - möglichweise aber schon zurück aus Deutschland, falls die Zeit nicht reicht.


Das etwas gequetschte Pflicht-Gruppenfoto

Sonntag, 9. August 2015

Tierhaltung in Japan – ein Trauerspiel in unzähligen Akten



Ich habe es in einem meiner Einträge bereits angedeutet, dass ich noch unbedingt ein paar kritische Worte zu diesem Thema sagen will, und um wieder einen guten Vorwand zu haben, nicht an meinem anstrengenden Protokoll weiterarbeiten zu müssen, tue ich das jetzt auch ^-^

Es war mir bewusst, dass es in Japan – oder Asien allgemein – eine etwas andere Einstellung gegenüber Tieren gibt als in Deutschland oder anderen westlichen Ländern, und dass es wegen des Platzmangels die Haustierhaltung in den Städten nicht wirklich artgerechte ist. Aber so krass, wie ich es hier gesehen habe, hatte ich es nicht erwartet...

Der arme kleine Axolotl...
Der erste Kulturschock, den man in dieser Hinsicht als Tourist oft hat, sind japanische Zoos. Wir haben uns für dieses Phänomen den Begriff „Zoo-Depression“ ausgedacht, da es kaum ein Westler länger als eine Stunde in einem japanischen Zoo aushält. Die Tiere sind nämlich entweder in einer großen Gruppe auf zu kleinem Raum eingequetscht, oder sie stehen alleine und verlassen in einem zu großen Gehege. Auch scheint es keine Bemühungen zu geben, die Gehege ähnlich der natürlichen Umgebung der Tiere oder auch sonstwie schön zu gestalten – obwohl die Japaner normalerweise richtige Gartenkünstler sind. Am schlimmsten ist es im Winter, wenn afrikanische Tiere in leeren Glaskästen mehrere Monate im Kreis laufen, wie ich es in Sapporo gesehen habe. Die Wintergehege waren wirklich leer, kein Unterschlupf, nichts zur Beschäftigung, nur Lineoleumboden und Plexiglas(oder Panzerglas?)wände. Bei Aquarien ist es ähnlich: Es gibt kaum Pflanzen, Dekoration oder Rückzugsorte für die Fische, und oft stimmt auch hier das Verhältnis zwischen Tierzahl und/oder Tiergröße und der Beckengröße nicht. Einen besonders schlimmen Fall habe ich in einem Dekorationsgeschäft gesehen, wo ein Axolotl (eine Molchart) in einem nur mit Wasser gefüllten Glasgefäß mit so geringem Durchmesser gehalten wurde, dass er sich kaum umdrehen konnte (siehe Bild). Als ich die Verkäuferin gefragt habe, wie das Tier denn frischen Sauerstoff bekommt, war die Antwort nur, dass man es nach dem Kauf in ein passendes Aquarium mit Sauerstoffzufuhr umquartieren solle. Zumindest konnte sie aber verstehen, dass mir das Tierchen Leid tat.

...ist immer ganz interessiert, wenn Leute kommen

Herzzerreißend mitanzusehen ist auch die Haltung von Tieren in Zoohandlungen. Hier sind z.B. Welpen oder Katzenbabies in Schaufenstern ausgestellt, sodass Kinder sie sehen und haben wollen. Apropos haben wollen: Auf Festen gibt es im Sommer meist ein Kinderspiel, bei dem man mit Papierfächern Goldfische aus einem Becken fischen muss, ohne dass die Fächer reißen, und seinen Fang behalten kann. Natürlich wollen die Kinder dieses Spiel spielen und möglichst viele Fische fangen, aber die wenigsten Familien haben Lust, sich deshalb ein Aquarium anzuschaffen – weshalb die Plastiktüte mit den Goldfischen auf dem Heimweg oft in der Mülltonne landet, oder die Fische sterben nach ein paar Tagen daheim wegen nicht artgerechter Haltung.

In meinem Viertel, in dem es viele Einfamilienhäuser mit Garten gibt, sieht man häufiger Leute mit mittelgroßen oder großen Hunden spazieren gehen, aber in Osaka selbst trifft man fast nur auf Chihuahuas und andere „Fußhupen“, meist mit irgendwelchen rosa Kleidchen und Glitzerhalsband ausgestattet, was auf einen anderen Hundehaltungszweck hindeutet als es bei uns Deutschen/Europäern meistens der Fall ist (würde ich behaupten). Und leider muss ich auch erwähnen, dass das Abschneiden von Hundeschwänzen (was man oft am kurzen Schwanz-Knubbel z.B. bei Dobermännern oder Rottweilern sieht) hier nicht verboten ist...

Last but not least bleibt mir zu sagen, dass ich bei der hier erlebten Zoo- und Haustierhaltung ehrlich gesagt gar nicht wissen möchte, wie die Haltungsbedingungen für Nutztiere sind... aber dafür würde mich interessieren, was sich ein Japaner wohl beim Anblick z.B. des Münchner Zoos oder eines deutschen Biobauernhofs denkt?