
Nachdem
die Shikoku-Wochenendtour im Mietwagen im letzten Semester so viel Spaß gemacht
hatte, beschlossen wir, am letzten Maiwochenende so einen Trip nochmal zu
machen, allerdings diesmal in Wakayama, einer bergigen, recht ländlichen
Präfektur im Süden von Osaka. Da wir am Samstagmorgen schon um 6 Uhr einen
Termin zum Whale Watching hatten, fuhren wir diesmal bereits am Freitagabend
los. Obwohl Katsuura – die Kleinstadt, in der wir übernachteten – per Luftlinie
nur ca. 130 km entfernt ist, brauchten wir mit dem Auto ca. 4 Stunden dorthin,
was an der Kombination japanische Geschwindigkeitsbegrenzungen (= wenn man
Glück hat 80 km/h) + fehlende Direktverbindung lag. Unser Hotel hatte
wahrscheinlich die größten Zimmer, die ich in Japan je gesehen habe, und so
riesige Betten, dass wir alle 5 in ein Doppelbett gepasst hätten! Leider hatten
wir davon allerdings nicht so viel, da wir um 5 Uhr schon wieder aufstehen
mussten, um rechtzeitig bei den Walen zu sein. Nach einer kurzen Einführung mit
Barten und einem Wahlzahn als Anschauungsmaterial wurden wir und ein
japanisches Pärchen auf das kleine Boot verladen und es ging hinaus auf’s Meer.
Als wir gerade abgelegt hatte, fiel mir ein, dass wir die uns in Aussicht
gestellte Medizin gegen Seekrankheit irgendwie doch nicht bekommen hatten –
aber ich war ja schon häufiger auf Booten gewesen und hatte keine großen
Probleme gehabt...
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| Da kommt der frischste (Tinten)Fisch auf den Tisch... |
Ca.
3 Stunden und 15x übergeben später war ich so froh, wieder festen Boden unter
den Füßen zu haben, wie noch nie in meinem Leben. Außer 2 Fliegenden Fischen
hatten wir leider nichts Interessantes gesehen, und als Vegetarierin konnte ich
nicht mal beim Anschließenden Grillen mit frisch gefangenem Fisch und
Tintenfisch mitessen. Aber mein Magen wäre sowieso nicht in der Lage gewesen,
irgendetwas davon zu verarbeiten...
In der
Gegend um Wakayama kann man Wale übrigens nicht nur sehen (wenn man Glück hat),
sondern auch essen. Obwohl Japan international ja immer beteuert, dass es Wale
nur zu wissenschaftlichen Zwecken jagt, geben dessen Einwohner bereitwillig zu,
dass die Wale in Wirklichkeit gegessen werden. Allerdings gibt es nur einen
sehr kleinen Markt für Walfleisch, weil es geschmacklich wohl nicht so der
Hammer sein soll. Meines Wissens ist es auch für die Japaner nur der Reiz des
Ungewöhnlichen und Exotischen.
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| ... der aber nicht jede glücklich macht ^-^ |
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| Der 133m hohe Nachi-Wasserfall |
Nach
diesem für mich eher unglücklichen Morgen war für den Rest des Tages ein
bisschen Sightseeing geplant, denn in Wakayama stehen die drei berühmten
Hauptschreine einer besonders naturbezogenen Shinto-Glaubensrichtung, des
Kumano, die durch einen noch berühmteren, ziemlich langen Pilgerweg verbunden
sind (der übrigens eine Partnerschaft mit dem Jakobsweg in Spanien hat). Ganz
in der Nähe eines der Schreine befindet sich weiterhin der Nachi-Taki, mit 133
m Japans höchster Wasserfall. Am Abend machten wir noch einen Abstecher in ein
natürliches Onsen (= heiße Quelle), bei dem direkt neben einem Fluss
geothermisch erhitztes Wasser aus einer Kiesfläche sprudelt. Trotz Nähe zum
kalten Fluss war es allerdings so heiß, dass wir maximal unsere Zehen für 3
Sekunden hineinhängen konnten. Deshalb wollten wir eigentlich weiter zu einem
anderen bekannten Onsen in der Nähe, wurden von einer hilfsbereiten Japanerin
aber überzeugt, dass es besser wäre, sich gleich auf den Weg in unsere nächste
Unterkunft zu machen, da man wegen der Serpentinen nur sehr langsam vorankomme
und sie bei Nacht auch gefährlich seien. Wir fuhren nämlich wieder mal
irgendwohin in die Pampa, was uns allerdings erst bewusst wurde, als sie uns
erzählte, dass es auf den nächsten 30 km Serpentinenstraße weder einen
Supermarkt, Conbini (= wie ein Tankstellenladen) oder ein Restaurant gab – und
wir hatten bis auf ein paar Keksen und Bananen weder Abendessen noch Frühstück
dabei... Wenigstens hatten wir diesmal rechtzeitig getankt, sodass wir keine
Panik haben mussten, nachts mitten im Wald liegenzubleiben.
In der Nähe unseres
Hostels hielten wir an einem Onsen, um zu sehen, ob es dort ein Restaurant oder
etwas zu Essen zu kaufen gab (was bei Onsen üblich ist), doch es war kurz vor
der abendlichen Schließung und es gab nichts mehr für uns - außer einer
Wegbeschreibung, wie wir zu einem Conbini finden konnten. Weil es mir wegen der
anhaltenden Serpentinen und meines immer noch nicht kurierten Magens ziemlich
schlecht ging, wollte ich das letzte Stück fahren, damit die benötigte
Konzentration mich beschäftigte. Ich hatte mir nämlich eine japanische
Führerscheinübersetzung ausstellen lassen, um als Ersatzfahrerin einspringen zu
können, und war sehr froh darüber. Dass ich meine ersten Fahrversuche im
Linksverkehr auf einer fast unbefahrenen Serpentinenstraße machen konnte, war
mir deutlich lieber als Stadtverkehr, und so fanden wir langsam, aber sicher sowohl zum Conbini als auch zu unserer Unterkunft. Wir hatten zu fünft ein japanisches
Zimmer mit Tatami-Matten und Futons, was ein bisschen Klassenfahrt-Atmosphäre
aufbrachte. Gut verpflegt und ziemlich erschöpft fielen wir in unsere traditionell japanischen Betten, um uns für den
kommenden Morgen ausruhen, an dem schon der nächste spannende Programmpunkt wartete:
Log-Rafting (= Floß-Wildwasserfahrt).
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| Torii (= Schrein-Eingangstor) mit Ausblick auf die Berge |